Handball Handball: Mit Kontern die Nadelstiche gesetzt
KASSEL/MZ. - Jubelnd warfen die HG 85-Handballer in der Sporthalle Kassel-Harleshausen nach Spielende die Hände nach oben. Sie feierten, optimal von Trainer Heinz Prokop organisiert, einen fulminanten 30:18 (14:10)-Saisonauftaktsieg und fuhren damit die ersten beiden Punkte ein. Platz 6 in der Tabelle ist der Lohn. Die HG 85 überraschte den Gastgeber mit einer taktisch herausragenden Vorstellung, die modern, weil mobil gestaltet wurde. Über 60 Minuten bot sie Wellness für das Handballauge, Emotion, tollen Kampf und zielgerichtetes Handeln. Dabei hätte sie durchaus noch die 40-Tore-Marke knacken können.
Einen Sieg in dieser Deutlichkeit hatte kaum einer erwartet, auch nicht Heinz Prokop, der seine Bilanz freudig ins Mikrofon sprach: "Meine Mannschaft hat gegen einen guten Kader des SVH Kassel eine hervorragende Abwehrleistung erbracht. Allen voran hinter einer beweglichen 6:0-Deckung Torhüter Sebastian Loske. Wir haben dizipliniert nach vorn gespielt und mit unseren Kontern die Nadelstiche gesetzt, die wir uns vorgenommen hatten. Ebenso funktionierte das Positionspiel ausgezeichnet. Ich habe überhaupt keinen Grund, irgendetwas zu kritisieren."
Die Köthener, die ohne Marco Hüls und Ralf Stojan aufliefen, stellten die präsentere Mannschaft: kompromisslos und hellwach in der Abwehr sowie ideenreich in der Offensive. Nach einer ausgeglichenen Startphase trumpfte die Prokop-Sieben groß auf. Sie schaffte es mit zunehmender Spieldauer immer besser, die Möglichkeiten der Kasseler einzugrenzen. Nur acht Gegentore in Halbzeit zwei ist der Beleg.
Lücken in der SVH-Deckung wurden mit geschickten Kreisanspielen, Fehlwürfe zu Kontertoren genutzt. Die Köthener beherrschten bereits nach fünfzehn Minuten (4:8) Ball und Gegner. Immer wieder prallten die SVH-Angreifer an der überragenden Gästeabwehr ab, die von Martin Lux und Cristian Telehuz glänzend organisiert wurde. Torhüter Sebastian Loske lief mit 28 Paraden zu großer Form auf und stellte damit seine Gegenüber deutlich in den Schatten. Mit diesem Rückhalt entwickelten die Gäste ein flüssiges Angriffsspiel, das fast in allen Fällen vom Erfolg gekrönt war. Vor etwa 300 Zuschauern waren die Bachstädter aus anderem Holz als die Hessen geschnitzt. Matthias Musche (9 / 2 Treffer) und Steffen Cieszynski (8 / 1) sprühten vor Tatendrang, waren einfach nicht zu bremsen. Dass Trainer Albrecht in der 20. Minute den Auszeitkarton auf den Zeitnehmertisch legte, hatte seinen Grund in der 11:5-Führung der Bachstädter. Matthias Musche, erfolgreichster Mann auf dem Parkett, hatte bereits fünf seiner neun Treffer markiert. Obwohl die Hausherren aufgrund einer doppelten Unterzahl der Gäste bis zur Halbzeit auf 10:14 verkürzten, dominierte die Prokop-Sieben deutlich die Partie.
Wer nach der Pause mit einem Generalangriff des Gastgebers gerechnet hatte, sah sich umgehend getäuscht. Im Gegenteil, es kam noch dicker für die Hessen, die überhaupt nicht zu ihrer spielerischen Linie fanden. Die Köthener verdammten sie nahezu zur Wirkungslosigkeit. Keeper Sebastian Loske parierte weiterhin in überragender Manier. Selbst bei freien Würfen machte er die Kasseler Angreifer zu Statisten. Und weil die HG 85-Abwehr ohne Unterlass kompromisslos zupackte und im Angriff schnörkellos gespielt wurde, war der Erfolg bereits beim Stand von 12:18 (35.) garantiert, die Kasseler mehr als konsterniert. Die versuchten ihr Heil in einer aggressiven Abwehrarbeit, die durch Roel Adams mit einem Foul an Matthias Musche in der 49. Minute übertrieben wurde. Die das Spiel akkurat und mit einer klar erkennbaren Linie leitenden Schiedsrichter Chung / Wendel zeigten dem Holländer daraufhin die rote Karte. In der 50. Minute war die 10-Tore-Führung erreicht (15:25), die bis zum Schlusspfiff auf zwölf Zähler anwuchs.
HG 85 Köthen: Sebastian Loske, Nick Weber; Leif Brandt, Steffen Cieszynski 8 / 1, Steffen Fischer 3, Robert Kreller 2, Vilim Leskovec 3, Martin Lux 1, Matthias Musche 9 / 2, Cristian Telehuz 2, Rene Uelsmann 2, Robert Wagner
Siebenmeter: SVH Kassel 4 / 3 - HG 85 Köthen 4 / 3
Zeitstrafen: SVH Kassel 4 (Rote Karte: Roel Adams / 49.) - HG 85 Köthen 5