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Handball Handball: Lemgo steht kurz vorm Titelgewinn

Von Frank Kastner 11.05.2003, 16:06
Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer (TBV Lemgo) holt zum Torwurf aus. (Foto: dpa/Archiv)
Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer (TBV Lemgo) holt zum Torwurf aus. (Foto: dpa/Archiv) dpa/dpaweb

Leipzig/dpa. - Überflieger TBV Lemgo steht vor dem Gipfelsturm. Die Ostwestfalen gewannen am Samstag gegen den TV Großwallstadt mit 32:25 und benötigen nur noch einen Sieg aus vier Spielen, um die zweite Meisterschaft nach 1997 perfekt zu machen. Unerwartete Schützenhilfe bekam der Spitzenreiter vom HSV Hamburg. Im Nordderby verspielte Verfolger SG Flensburg-Handewitt in den letzten 55 Sekunden sogar eine Vier-Tore-Führung gegen die Hanseaten und trennte sich 25:25. Flensburg hat damit sieben Punkte Rückstand auf Lemgo, das den Titel am Mittwoch ausgerechnet in Hamburg klar machen kann. Ein wichtigen Sieg im Abstiegskampf konnte der VfL Pfullingen mit dem 25:24 gegen die SG Wallau-Massenheim verbuchen.

Zweiter Aufsteiger in die Handball-Bundesliga ist nach dem Südmeister SG Kronau/Östringen der Stralsunder HV. Der SHV konnte den Nord-Dreikampf mit Post Schwerin und dem VfL Fredenbeck mit einem 33:30-Auswärtserfolg bei Eintracht Hildesheim für sich entscheiden. «Das ist das Allergrößte», sagte Jörg Michalewicz, der zu Saisonbeginn von Hildesheim nach Stralsund gewechselt war. Für Tobias Skerka, mit 160 Toren der erfolgreichste SHV-Werfer nach Nico Kibat (165), war es bereits der zweite Aufstieg nach 2002, als er mit Nettelstedt diesen Erfolg auskostete, dann aber trotzdem an den Sund wechselte.

Kibat (23) und Skerka (27) stehen für die erfolgreiche Verjüngung des ersten Clubs aus Vorpommern in der Geschichte der Bundesliga. Mit einem Durchschnittsalter von 25,5 Jahren zählen die Stralsunder zu den Jüngsten der Liga. Trainer Norbert Henke hatte diesen Wandel vor Beginn der Saison eingeleitet und sah sich dabei so mancher Kritik der Fans ausgesetzt. «Doch die war schnell verflogen, als die Mannschaft erfolgreich war», sagte Henke, der die Mannschaft innerhalb von 16 Jahren von der 5. in die 1. Liga führte. Nun muss er allerdings in der Sportschule Kaiserau erst die Schulbank drücken, um seine A-Lizenz zu bestehen.

Kapitän Stefan Strauch äußerte in der Stunde des Erfolgs auch Bedenken: «Es wird sehr schwer, hier in Stralsund Erstligahandball zu etablieren. Da brauchen wir gar kein Blatt vor den Mund zu nehmen.» Die Euphorie in der 65 000 Einwohner zählenden Hansestadt ist aber schier grenzenlos. «Die ganze Stadt ist vom Handballfieber ergriffen», sagte SHV-Präsident Hans-Jörg Vellguth. Die 1050 Zuschauer fassende Vogelsanghalle ist stets ausverkauft. 980 Plätze sind an Jahreskarten-Inhaber vergeben. Finanziell sind die Möglichkeiten des SHV, der mit einem Etat von 500 000 Euro plante, dennoch begrenzt. Der Verein hat in der wirtschaftlich schwachen Region mit einer Arbeitslosenquote von über 20 Prozent nahezu alle Geldquellen erschlossen.