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Handball Handball: Bundesliga wurde nach Bosman zur stärksten der Welt

Von Britta Körber 12.12.2005, 15:52
Hier wird ein Handball umkämpft. (Foto: dpa)
Hier wird ein Handball umkämpft. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hamburg/dpa. - «Die Liga ist erst nach dem Bosman-Urteil so stark geworden.Ich glaube, dass es der Bundesliga eher genutzt als geschadet hat»,sagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL).Der deutsche Nachwuchs kommt da freilich zu kurz. So fordertNationaltrainer Heiner Brand regelmäßig eine freiwilligeAusländerbeschränkung, die die Vereine aber abbügeln. «Wir sind nichtnur Sportvereine, sondern auch Wirtschaftsunternehmen», sagt KielsPressesprecher Björn Goos.

«Natürlich sind wir nicht glücklich mit der Situation, denn wirsind auch interessiert daran, eine starke Nationalmannschaft zuhaben. Von ihrem Image lebt die Bundesliga», betont Goos. Mit sechsSchweden stürmt der THW von Erfolg zu Erfolg und wird nicht einmalvon den Fans wegen der vielen Ausländer abgestraft. Im Gegensatz zuanderen Clubs werden im Norden Ausnahme-Spieler wie Wislander, Olssonund Lövgren über Jahre gehalten und zu Identifikationsfigurenaufgebaut. Der Nachteil: In Jan Holpert spielt in Flensburg noch einDeutscher in der Stammformation, bei Kiel mit Christian Zeitz, AdrianWagner und Henning Fritz immerhin drei.

Als Folge des Bosman-Urteils, das wie im Fußball auch Eishockeyund Basketball mit EU-Profis überschwemmt hat, ist der deutscheNachwuchs rar und teuer geworden. So ist ein Spieler wie Pascal Hens(HSV Hamburg) mit geschätzten 300 000 Euro den beiden Nordclubs zuteuer geworden. In seiner Gehaltsklasse bekommen sie noch höhereQualität aus dem Ausland. Und es ist für Flensburg wirtschaftlichsinnvoller, eine Regionalliga-Mannschaft mit jungen Dänen aufzubauen,als deutsche Spieler auszubilden.

Einzig der TBV Lemgo als Modell für die Nationalmannschaft,Magdeburg mit seinem Sportinternat und Großwallstadt machen sich umNachschub für Heiner Brand verdient. Deshalb hat die HBL einen Planin der Schublade, nach dem bei der Lizenzierung der Vereine auch dieNachwuchsförderung berücksichtigt sein muss. Derzeit spielen rund 42Prozent ausländische Handballer in der ersten Liga. «Aber immerhinspielen unsere Nationalspieler in Deutschland», führt Bohmann an.

Im Eishockey gibt es wegen des hohen Anteils von Legionären schonlänger eine Beschränkung. Erstmals seit 2001 hat die DEL in dieserSaison ihr Ausländerkontingent nicht verringert. Erlaubt sind zwölfAusländer pro Team, davon dürfen elf pro Spiel eingesetzt werden. Derfrühere Bundestrainer Hans Zach hatte während der WM 2004 sogarangeregt, die Zahl der Ausländer pro Mannschaft bis 2010 auf sechs zureduzieren. Das dürfte jedoch kaum passieren, da Nordamerikaner undOsteuropäer einfach zu viele Leistungsträger stellen.

Die beste Nachwuchsarbeit unter den DEL-Clubs leisten AdlerMannheim und die Eisbären Berlin. Die Berliner profitieren derzeitnoch mehr davon als Mannheim, weil sie personelle Lücken stets mitden eigenen Youngstern auffüllen können. «Wir ernten die Früchteunserer Arbeit», meint Trainer Pierre Pagé.

«Die Eisbären sind für mich bisher die Geschichte dieser Saison»,sagt Bundestrainer Greg Poss. Auch Haie-Trainer Zach hat ein großesTalent unter seinen Fittichen. Der 20-jährige Thomas Greiss standschon bei der Nationalmannschaft im Tor und ist für Pagé «derzeit derbeste Torhüter in Deutschland».

Auch in der Basketball-Bundesliga hat Bosman eine großeFluktuation auf dem Spielermarkt bewirkt. In den ersten Jahren wurdewahllos und teilweise orientierungslos eingekauft - meistzweitklassige Spieler aus Italien oder Griechenland. Inzwischen istdie Planung der Clubs strukturierter, aber die zwischenzeitlichenSelbstbeschränkungen gegen die Spieler-Importe wurden ganzaufgehoben.