Hamburger SV
Der König ist tot, es lebe der König: Mit Rafael van der Vaart hat die zentrale Spielerfigur den HSV verlassen und nun muss die Vereinsführung bis zum Ende der Transferperiode adäquaten Ersatz beschaffen. Seit über einem Jahr sorgte die wichtigste Personalie für große Ungewissheit beim Bundesligisten. Jetzt ist klar: Das niederländische Herz des Traditionsvereins geht ein Jahr vor Vertragsende für 15 Millionen Euro zu Real Madrid. «Der HSV und Rafael hatten gemeinsam drei sehr erfolgreiche Jahre. Rafael war Kapitän der Mannschaft und hat mit seinen hervorragenden Leistungen für ganz besondere Fußball-Momente gesorgt», verabschiedete der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann den Nationalspieler freundschaftlich. Damit beginnt für die Hanseaten nicht nur eine neue Saison, sondern eine ganz neue Ära.
Denn auch die Hauptperson auf der Trainerbank hat gewechselt. Huub Stevens gab seinen Abschied früh bekannt und Nachfolger Martin Jol, ebenfalls ein Niederländer, wurde fünf Monate später präsentiert. «Rafael zählt zu den fünf besten Spielmachern in Europa, er diktiert bei uns das Geschehen», sagte Jol vor dem Wechsel seines Spitzen-Technikers. Nun muss Jol umdenken und seiner jungen Spieler-Garde deutlich schneller Verantwortung übertragen.
Jol übernimmt eine Mannschaft, die mit viel Glück einen Schiffbruch im ersten Halbjahr 2008 vermeiden konnte. Nach einer starken Hinrunde und Tuchfühlung zur Tabellenspitze wurde ein Absturz zum Ende der abgelaufenen Spielzeit dank einer überragenden Abwehrleistung um Torwart Frank Rost und Defensiv-Chef Joris Mathijsen gerade noch verhindert. Mit dem vierten Platz und der damit verbundenen UEFA-Cup-Teilnahme gab es einen versöhnlichen Abschied von Stevens. Doch sein fehlender Mut, junge Spieler auf den Rasen zu stellen, wenn etablierte Kicker nicht mehr das Tor treffen, hat die zahlreichen Talente des HSV in der Entwicklung behindert.
Der ehemalige Trainer von Tottenham Hotspur war in der Premier League für seine gute Jungendarbeit bekannt, Jetzt ist er gefragt. Folgerichtig hat der Ex-Bayern-Profi erst mal die Altlasten ausgeräumt. Der Dauerverletzte Juan Pablo Sorin musste gehen. Zudem wurde in weitere Nachwuchsspieler investiert. Jonathan Pitroipa und Dennis Aogo vom SC Freiburg sowie Macauley Chrisantus und Tunay Torun von HSV II sollen die junge Garde um Vadis Odjidja-Ofoe, Jerome Boateng, Änis Ben-Hatira, Maxim Choupo-Moting und Sidney Sam verstärken. Das Durchschnittsalter der neun Hoffnungsträger beträgt gerade 20 Jahre. Jol gibt sich optimistisch: «Sie können vielleicht für eine Überraschung sorgen.»
Obendrein sorgt der Sturm für Sorgenfalten. Schon bei den kleinsten Problemen von Paolo Guerrero zucken die HSV-Macher nervös zusammen. Jol gesteht: «Er ist vielleicht unsere einzige richtige Nummer neun.» Die anderen Stürmer sind klein und laufstark, eignen sich aber nicht für die Mitte. Jol ist vorsichtig mit Forderungen nach Verstärkungen, auch wenn er gern noch eine Offensivkraft dazu hätte. «Ich weiß, was wir haben. Aber ich weiß auch, was wir noch brauchen», sagte der 52-Jährige. Für Abhilfe sorgen könnte ein am ersten Spieltag vorgenommener überraschender Spielertausch: Mohamed Zidan wechselt mit sofortiger Wirkung zum BVB, der dafür Stürmer Mladen Petric an die Hanseaten abgibt.
«Wir möchten gerne offensiv spielen und Tore schießen. Letzte Saison hatte der HSV 47 Treffer, damit schafft man es normalerweise nicht unter die besten Fünf», erklärt Jol sein favorisiertes System . «Schon früher, da flogen die Flanken von links und rechts in die Mitte und Horst Hrubesch war mit dem Kopf da. Auch für unsere Fans möchten wir etwas bieten, denn wir spielen für das Publikum.»
Das Aufgebot:
Tor: 1* Frank Rost, 12 Wolfgang Hesl, 29 Raphael Wolf
Abwehr: 3 Thimothee Atouba, 4 Bastian Reinhardt, 5 Joris Mathijsen, 6 Vadis Odjidja-Ofoe, 10 Vincent Kompany, 19 Jerome Boateng, 20 Guy Demel, 24 Miroslav Stepanek, 26 Volker Schmidt, 40 Dennis Aogo
Mittelfeld: 8 Nigel de Jong, 14 David Jarolim, 15 Piotr Trochowski, 18 Romeo Castelen, 21 Jonathan Pitroipa, 30 Collin Benjamin, 31 Timo Kunert, 32 Änis Ben-Hatira, 34 Sidney Sam
Angriff: 0 Mladen Petric, 9 José Paolo Guerrero, 11 Ivica Olic, 16 Anton Putsilo, 17 Macauley Chrisantus, 22 Eric Maxim Choupo-Moting, 33 Preston Zimmermann, 35 Tunay Torun
* Zahl ist jeweils die Rückennummer
(Stand: August 2008)