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Hamburg wechselt problemlos in den Corona-Teil-Lockdown

02.11.2020, 16:31
Passanten gehen im Schanzenviertel an geschlossenen Lokalen vorbei. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Archivbild
Passanten gehen im Schanzenviertel an geschlossenen Lokalen vorbei. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Archivbild dpa

Hamburg - Ohne besondere Auffälligkeiten sind in Hamburg die verschärften Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Kraft getreten. Größere Verstöße gegen den von Bund und Ländern verabredeten Teil-Lockdown habe die Polizei nicht festgestellt, sagte ein Sprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Für eine Bilanz sei es aber noch zu früh. Innensenator Andy Grote (SPD) hatte im Vorfeld Polizeikontrollen zur Einhaltung der Regeln angekündigt.

Unterdessen erhöhte sich die Zahl der bestätigten Corona-Neuinfektionen nach Angaben der Gesundheitsbehörde zu Wochenbeginn um 251. Das war der geringste Zuwachs seit einer Woche. Der Sieben-Tage-Wert sank leicht auf 128,2 pro 100 000 Einwohner. Am Sonntag hatte die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 132,8 gelegen.

Seit Beginn der Pandemie starben nach Angaben der Gesundheitsbehörde 241 Menschen in Hamburg an Covid-19. Diese Zahl ist seit dem 2. Oktober unverändert. Sie tauge aber nicht zur Einschätzung der aktuellen Lage, hatte der Leiter der Intensivmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf, Stefan Kluge, in der vergangenen Woche gesagt. „Wir müssen auf die Zahl der Intensivpatienten gucken. Dann wissen wir, wohin die Reise geht.”

In Hamburger Kliniken werden - mit Stand Freitag - 163 an Covid-19 erkrankte Patienten behandelt; auf Intensivstationen liegen 40 Patienten. Eine Woche zuvor waren es 105 Klinikpatienten, davon 30 auf Intensivstationen.

Der rot-grüne Senat hatte die schärferen Regeln erst am vergangenen Freitag beschlossen. So müssen im November auch in Hamburg alle Restaurants und Kneipen geschlossen bleiben, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios sowie Kinos. Offen bleiben sollen dagegen Schulen, Kindergärten, beispielsweise der Einzelhandel und Friseurläden.

In den Schulen der Hansestadt müssen seit Montag alle Schüler ab Klasse 5 auch während des Unterrichts eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Bisher galt dies nur in der Oberstufe und an Berufsschulen. Die Umstellung habe weitgehend unkompliziert geklappt und werde nun in den kommenden Tagen „sukzessive eingeübt”, sagte ein Sprecher der Schulbehörde. Einige Schulen hätten schon zuvor ein freiwilliges präventives Maskentragen umgesetzt.

Angesichts der Infektionszahlen wird auch das Wintersemester an der Universität Hamburg fast ausschließlich digital stattfinden. Lediglich Labor- und Schulpraktika könnten unter besonderen Schutzmaßnahmen absolviert werden, ebenso bereits terminierte Klausuren, teilte die Uni mit. Vorlesungen und Seminare fänden hingegen digital statt. Der Sportbetrieb werde eingestellt, Botanischer Garten, Museen, Sammlungen und Archive würden geschlossen. Nur die Bibliotheken sollen geöffnet bleiben.

Die Corona-Verordnungen beschäftigen die Hamburger Verwaltungsgerichte zurzeit in 35 Verfahren. In der ersten Instanz seien aktuell 13 Eilverfahren und 19 Hauptsacheverfahren anhängig, teilte ein Gerichtssprecher mit. Am Oberverwaltungsgericht sind demnach noch drei Beschwerden gegen Eilentscheidungen offen. Eines der Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht richte sich explizit gegen die aktuelle Fassung der Corona-Verordnung. Ein Nutzer eines Fitnessstudios habe gegen die Schließung der Einrichtung geklagt.

Der ursprünglich für das kommende Wochenende in der Hamburger City geplante verkaufsoffene Sonntag wird nun doch nicht stattfinden. Da parallel geplante Kulturveranstaltungen coronabedingt ebenfalls abgesagt werden mussten, entfalle die Grundlage für die Sonntagsöffnung der Läden, teilte die Geschäftsführerin des City Management Hamburg, Brigitte Engler, mit. „Dieses Event passt nicht zu einem Teil-Lockdown.”

Am Hamburger Flughafen starten und landen zurzeit nur rund 100 Flugzeuge pro Tag, normal sind nach Angaben von Airport-Chef Michael Eggenschwiler knapp 500. Das Terminal 2 und die Pier Süd sollen bis Anfang nächster Woche für Abflüge geschlossen werden. Auch viele Geschäfte und Restaurants in den Terminals 1 und 2 mussten wegen der neuen Corona-Verordnung dichtmachen. 82 Prozent der rund 2000 Mitarbeiter des Flughafens sind in Kurzarbeit. „Wir sind faktisch im zweiten Lockdown”, sagte Eggenschwiler. (dpa/lno)