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Hallorenkuchen Hallorenkuchen: Schmeckt wie Spekulatius

Von Heidemarie Pütz 25.05.2001, 06:12

Halle/gms. - Die Halloren, eine uralte Salzsiederzunft aus Halle an der Saale, pflegen nach wie vor ihre Traditionen. Dazu gehört zum Beispiel die Zubereitung des Hallorenkuchens, eines reich gewürzten Napfkuchens mit Puderzuckerhaube. Der Brauch, an Feiertagen wie Pfingsten oder Neujahr den Kuchen zusammen mit Soleiern und Knackwurst den Salzgrafen und Landesherren zum Dank zu überreichen, ist fast 400 Jahre alt, sagt der Bäcker Karl Wilhelm Kolb aus Halle. Selbst Hallore auf Lebenszeit, besitzt er das alleinige Recht, das Original-Backwerk gewerblich herzustellen. Die Rezeptur ist jedermann zugänglich, der in Büchern über die Hallenser Halloren nachschlägt.

Allerdings gibt es Varianten. In der Bäckerei Kolb, die seit 100 Jahren am selben Platz besteht, werden Zucker, Mehl, Butter, Eier, Sultaninen, Korinthen, Orangeat, Zitronat, Mandeln und etwas Triebmittel zu einem Teig verarbeitet. Verfeinert wird die Masse außerdem noch mit Zitronenschale, Macis und Kardamon. "Hallorenkuchen ist eine Art Rührteig, aber in Richtung Stollen. Geschmacklich ist er mit Spekulatius zu vergleichen", erklärt Kolb.

Im Zentrum von Halle, dem heutigen Hall-Markt, befanden sich früher die Salzkoten oder Salzbereitungsstätten. Vier Brunnen lieferten über Jahrhunderte die hochprozentige Sole, aus der die Salzwirker - die späteren Halloren - Siedesalz gewannen. Bereits 1491 schlossen sich die Salzarbeiter zu der anfänglich religiös ausgerichteten, später streng organisierten Arbeits- und Lebensgemeinschaft "Salzwirkerbrüderschaft im Thale zu Halle" zusammen.

Auch nach der Einstellung der traditionellen Salzförderung im Jahr 1964 hält sie mit ihren heute 68 ehrenamtlichen Halloren ihr Brauchtum lebendig. Meist Nachkommen aus Salzarbeiter-Familien, sind die Mitglieder inzwischen in unterschiedlichen Berufen tätig. Mehrere Jahre sei das Rezept des Hallorenkuchens verschollen gewesen, erklärt Fachmann Kolb. Auch konnte die Leckerei wegen des Rohstoffmangels in der DDR nicht gebacken werden. Als sich die Rezeptur 1980 wiederfand, setzte sie der mit der Historie der Halloren vertraute Bäcker um. Nur die frühere Form sei nicht überliefert worden, aber man habe sich in der Brüderschaft auf die Napfkuchenform geeinigt, erläutert Kolb. Heute wird der inhaltsreiche Kuchen in Halle auch ohne festlichen Anlass gegessen.