Grimme Online Award: Twitter und Stoppschilder im Focus
Köln/dpa. - Bei der Verleihung des Grimme Online Award ging es in diesem Jahr heiß her. Neben dem eigentlichen Ziel des Abends, nämlich herausragende Qualität im Netz zu küren, wurden immer wieder zwei aktuelle Internetthemen aufgegriffen.
Das Netzwerk «Twitter» sowie die per Gesetz bestimmten Internet-Stoppschilder. Dabei lösten sich bei der Verleihung Jubel und Klatschen über die Preisträger mit Pro- und Contrareden und entsprechenden Buh-Rufen zu den brisanten Themen ab. Acht von 26 nominierten Internetseiten wurden in diesem Jahr gekürt, dabei dominierten Info-Blog-Seiten wie «Carta» und Kinderangebote wie «zzzebra»
Vor allem das Gesetz der Bundesregierung zur Sperrung kinderpornografischer Seiten im Netz sorgte für Aufregung. Netzaktivisten halten die Stoppschilder für nutzlos und befürchten zudem eine Ausweitung der Sperren auf weitere Bereiche, zum Beispiel auf das derzeit so beliebte Twittern, das sich nach der Iran-Wahl als politisches Medium erwies. Iraner meldeten über das Netzwerk, bei dem Texte in Länge einer SMS-Nachricht an mehrere Empfänger in der ganzen Welt geschickt werden können, beinah sekündlich, was bei den Unruhen geschah.
«Hätten die Mullahs im Iran solche Stoppschilder gehabt, hätte vielleicht nichts über Twitter in die Welt gelangen können», sagte Hajo Schumacher, Journalist und Laudator bei der Verleihung, und spannte damit den Bogen zwischen den beiden diskutierten Themen. Stellungnahmen wie diese und Namen der Preisträger wurden denn auch sogleich in die digitale Welt getragen, denn was ein echter Blogger ist, der hält natürlich auch beim Grimme Online Award nicht still: Die Gäste griffen sogleich zum internetfähigen Handy und tippten oder vielmehr twitterten, was das Zeug hielt.
Insgesamt waren in diesem Jahr 1700 Vorschläge für den neunten Grimme Online Award eingereicht worden. Der Preis vermittle «verlässliche Orientierung» und belege, dass im für viele unüberschaubaren Netz erkennbare Qualität existiere, sagte Uwe Kammann, Direktor des Marler Grimme-Instituts, das den Preis vergibt.
Gewonnen haben in der Kategorie «Information» der Blog des Sportjournalisten Jens Weinreich, der vom Publikum kräftig beklatscht wurde, der Autorenblog «carta.info» sowie der «ZDFparlameter». Die Seite visualisiert die Abstimmungsdaten des Bundestages und bringe so «mehr Transparenz in unsere Demokratie», hieß es in der Begründung der Jury. Neben der Kinderseite «zzzebra» erhielt in der Kategorie «Wissen und Bildung» das «designtagebuch» einen Preis. In der Kategorie «Kultur und Unterhaltung» wurden die Literaturseite «krimi- couch» und das Kinderangebot «Tom und das Erdbeermarmeladenbrot mit Honig» («kindernetz.de/tom») prämiert. Der Spezialpreis ging an das Webradio «byte.fm».
Das Thema Sicherheit im Internet kam dann noch einmal mit der Vergabe des neuen «klicksafe-Preis» auf, der Angebote würdigt, die sich für mehr Sicherheit im Netz stark machen. Der Preis ging an «checked4you», das Jugendmagazin der Verbraucherzentrale NRW, und an das «Medienkompetenzprogramm für einen sicheren Umgang mit Web 2.0 des Amtes für Soziale Arbeit Wiesbaden». Der Online-Auftritt des Kindermagazins «Wissen macht Ah!» erhielt den Publikumspreis.
Grimme Online Award 2009: www.grimme-institut.de
Preisträger Information I: carta.info
Preisträger Information II: jensweinreich.de
Preisträger Information III: www.parlameter.zdf.de
Preisträger Wissen und Bildung I: www.designtagebuch.de
Preisträger Wissen und Bildung II: www.labbe.de/zzzebranetz/
Preisträger Kultur und Unterhaltung I: www.krimi-couch.de
Preisträger Kultur und Unterhaltung II: www.kindernetz.de/tom
Preisträger Spezial: www.byte.fm
Preisträger Publikumspreis: www.wissenmachtah.de