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Geschäftsidee Geschäftsidee: Nach Weltreise wird Kneipe ausgebaut

Von Rita Kunze 17.07.2001, 13:42

Alsleben/MZ. - Die Marder sind ausgezogen. Ihr einstiges Domizil hätten die flinken kleinen Räuber ohnehin nicht mehr erkannt: Aus der verfallenden Lagerhalle der einstigen BHG ist eine Scheune geworden, die die Behaglichkeit schon deutlich ahnen lässt, die hier einmal herrschen soll. Nach zehn Monaten harter Arbeit stehen Erhard und Gerlinde Bauer kurz vor dem Ziel - eine eigene Gaststätte, die zugleich Raststätte sein soll für Radfahrer, die auf dem Saale-Radwanderweg nach einer Erholung suchen.

Erhard und Gerlinde Bauer? - Genau, die beiden, die sich am 18. März 1999 von ihrer Geburtsstadt Alsleben auf den Weg machten, um die Welt vom Fahrrad aus zu erkunden. Sie strampelten sich durch bis nach Indien, legten mehr als 16 000 Kilometer in 500 Tagen zurück. Schon während dieser Tour, sagt Gerlinde Bauer, hätten sie überlegt, was sie nach ihrer Rückkehr tun sollen. Denn für das große Abenteuer ließen sie ihr bisheriges Leben hinter sich; die Medizinisch-Technische Assistentin kündigte ihren Job in einem Mannheimer Krankenhaus, der Elektriker hängte seinen Beruf an den Nagel.

Dass das Ehepaar nun in einer völlig neuen Branche sein Glück versucht, ist für Gerlinde Bauer nicht ungewöhnlich: "Hier in unseren eigentlichen Berufen etwas zu finden, ist schwierig. Also haben wir überlegt, etwas zu machen, von dem auch Gleichgesinnte etwas haben. Und bei dem wir auch mal abhauen können." Denn mit dem Rad wieder unterwegs zu sein, den Gedanken möchten die künftigen Gastwirte nicht missen. Ihre "Radscheune" kommt dem entgegen, soll als Saisonbetrieb von April bis Dezember geführt werden. Blieben also drei Monate, die dem Rad fahren gehören könnten.

Bis jetzt aber ist an so etwas noch nicht zu denken. Den Ausbau der Scheune haben die beiden mit Hilfe von Freunden und der Familie selbst finanziert und realisiert. Freunde gaben auch den Anstoß dazu, sagt Gerlinde Bauer: "Eines Tages haben sie gesagt: Wir haben da was für Euch." Direkt am Saale-Radwanderweg stand da diese Halle, und an den ersten Eindruck kann sich die junge Frau noch gut erinnern. "Die Frau, die uns die Halle gezeigt hat, ist gar nicht mit rein gekommen. Die hat vielleicht gedacht, gleich bricht alles zusammen..." Die Decke, die von alten Betonpfeilern gestützt wurde, präsentierte ihr Innenleben aus Glaswolle, und der Betonfußboden hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Inzwischen erinnert nichts mehr daran. Ein großer Raum wird künftig rund 50 Gästen Platz bieten, durchgeschwitzte Radler können sich unter zwei Duschen abkühlen. In der Küche wird Gerlinde Bauer Chefin sein und ein "erweitertes Imbissangebot" präsentieren, zu dem unter anderem auch Schnitzel und Bratkartoffeln gehören. Als Eröffnungstag ist der 29. Juli geplant. Für die Bauers wie für Familie und Freunde ein durchaus denkwürdiges Datum, denn genau an diesem Tag vor einem Jahr kehrten sie von ihrer Weltreise zurück.