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Fußball Fußball: Vom Waschdienst zum Teamkapitän

22.11.2006, 21:28

Halle/MZ/leo. - Gefragt sind also Kreativität und Beharrlichkeit - wie etwa beim SV Teicha, der im Saalkreis exemplarisch für viele kleine Vereine Sachsen-Anhalts um jeden Jugendlichen kämpft.

"Es ist heute deutlich schwerer als früher, die Kinder herauszulocken. Doch wenn wir sie nicht kriegen, versauern sie vor der Glotze", sagt Uwe Mederake. Und der muss es wissen. Seit 1981 ist der Berufsschullehrer der halleschen Gutjahrschule im Nachwuchsbereich tätig. Erst in Köthen, wo er einst die heutigen Profis Karsten Oswald (Sachsen Leipzig) und Danny Fuchs (Greuther Fürth) zum HFC delegierte. In Teicha betreut der 52-Jährige mit Schwiegervater Arnold Hermann derzeit die E-Jugend. Hauptregel: "Den Kindern muss es Spaß machen. Doch ohne die Mithilfe der Eltern geht nichts."

Zwei Mal pro Woche wird trainiert. Am Wochenende wird in der Saalkreisliga gespielt. Bei Erfolgen steigt natürlich die Stimmung unter den Nachwuchs-Kickern rapide. Wenn es noch dazu ein Sieg gegen Sennewitz war, wo etliche Teichaer Spieler die Grundschule besuchen, ist keine Motivation mehr fürs Training nötig. "Da waren die Jungs auf dem Schulhof natürlich die Könige", erinnert sich Mederake schmunzelnd. Siege allein seien aber keine Garantie für funktionierende Nachwuchsarbeit. Immer wieder müssten Abgänge verkraftet werden. Von den zehn Jungs, mit denen er angefangen habe, seien mittlerweile vier wieder weg. Keine Lust mehr. Oder zur halleschen Sportschule, wo es Bedingung sei, bei einem "größeren" Verein zu spielen. Ständig, so Mederake, suche man also Verstärkungen. Im direkt neben dem Sportplatz gelegenen Kindergarten "Knirpsenland" kennt man die Späher des SV Teicha bereits. "Wir haben Glück mit unserem Neubaugebiet. Dadurch sind etliche Kinder in die Gemeinde gekommen." Diese zum Verein zu holen, sei das eine. Sie zu halten, das andere. Dafür soll auch das Programm abseits des Rasens sorgen. Jedes Jahr gibt es eine Weihnachtsfeier, die Kegelbahn in Löbejün ist schon angemietet. Und auch die alljährliche Abschlussfahrt ins thüringische Schwarzburg mit Lagerfeuer und Nachtwanderung begeistert.

Das mancherorts übliche Problem mit dem Waschen der Spielkluft kennt man beim SV Teicha übrigens nicht. Mederake: "Immer jener Spieler ist Kapitän, dessen Familie die Sachen gewaschen hat. Man glaubt gar nicht, wie schnell die Wäschetasche immer aus der Kabine verschwunden ist."