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Fußball-EM Fußball-EM: Poldi schießt Deutsche zum Sieg

Von Klaus Bergmann und Jens Mende 08.06.2008, 20:36
Deutsch-polnisches Freudenfest: Lukas Podolski umarmt nach dem Spiel im Trikot des polnischen Spielers Mariusz Lewandowski seine polnischen Verwandten. (Foto: dpa)
Deutsch-polnisches Freudenfest: Lukas Podolski umarmt nach dem Spiel im Trikot des polnischen Spielers Mariusz Lewandowski seine polnischen Verwandten. (Foto: dpa) dpa

Klagenfurt/dpa. - Lukas Podolski lässt Fußball-Deutschland voneinem erneuten Sommermärchen träumen. Mit zwei Toren bescherte dergebürtige Pole (23) der deutschen Nationalmannschaft am Sonntagabend denersten Sieg bei einer EM-Endrunde seit zwölf Jahren, der die Hoffnungauf eine erfolgreiche Titelmission bei der Europameisterschaft weiterschürte. Beim hart erkämpften 2:0 (1:0)-Sieg gegen Polen imAuftaktspiel der Gruppe B in Klagenfurt ging das Wagnis mit demMünchner als verkapptem Linksaußen voll auf. Podolski erzielte seinenfünften Doppelpack (20./72.) im DFB-Trikot und brachte die Mannschaftvon Bundestrainer Joachim Löw vor 32 000 Zuschauern im WörtherseeStadion bereits auf Viertelfinal-Kurs. Im zweiten Gruppenspiel amDonnerstag an gleicher Stätte gegen Kroatien, am Nachmittag 1:0-Sieger gegen Österreich, geht es für die DFB-Elf bereits um denmöglichen Gruppensieg.

Für negative Begleiterscheinungen eines ansonsten friedlichen Fan-Festes sorgten am Sonntagabend mehr als 140 deutsche Hooligans, dievon der Polizei festgenommen wurden, nachdem sie polnische Anhängeram Rande der Fanzone provoziert hatten.

Löws Rezept, die kampfstarken Polen mit einer mutigen undoffensiven Aufstellung zu überraschen, ging auf. Die Hereinnahme vonPodolski anstelle des zuletzt nicht so starken Bastian Schweinsteigerzahlte sich voll aus. Mit seinem schnellen Antritt riss der Münchnerimmer wieder Lücken in die polnische Abwehr und krönte seineVorstellung mit dem 26. und 27. Tor im 49. Länderspiel. Allerdingssicherte er durch seinen Offensivdrang Marcell Jansen nichtausreichend nach hinten ab, was die Polen zu gefährlichen Vorstößenüber diese Seite nutzten.

Podolski in nichts nach stand auf der rechten Seite Clemens Fritz,der im Zusammenwirken mit Philipp Lahm für viel Druck über diesenFlügel sorgte. Nicht so eine prägende Persönlichkeit des Spiels wiezuletzt war Michael Ballack. Der Kapitän war zum EM-Start eherTeamspieler als glänzender Regisseur. Seine beste Szene hatte Ballackin der 70. Minute, als er nach Vorarbeit von Lahm am tollreagierenden Torhüter Artur Boruc scheiterte. Als Stabilisator in derRückwärtsbewegung erwies sich mit seiner Übersicht Torsten Frings. Invorderster Linie empfahl sich Mario Gomez mit seiner Zweikampfstärkefür einen EM-Stammplatz. Auch Miroslav Klose wusste am Vorabendseines 30. Geburtstages zu gefallen, hätte aber in der 4. Minute beiseiner größten Chance selbst den Abschluss suchen müssen.

Die zuletzt heftig kritisierte Innenverteidigung ließ diesmalnichts anbrennen. Das lag auch an Christoph Metzelder, der zumTurnierstart deutlich verbessert auftrat. Ein echter Prüfstein fürdie Abwehr waren die Polen mit ihrem Ein-Mann-Sturm Ebi Smolarekallerdings nicht. Für Gefahr vor dem deutschen Tor sorgten sie meistüber die rechte Seite, wo Jansen gegen Wojciech Lobodzinski einenschweren Stand hatte. Mit zwei Patzern in der Anfangsphase konnteJens Lehmann letzte Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit nicht ganzausräumen. Doch nachdem er in der 28. Minute einen Schuss vonLobodzinski pariert hatte, strahlte der künftige Keeper des VfBStuttgart wie gewohnt Sicherheit aus.

Bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen begann die Partiefür die deutsche Mannschaft mit einem Schreckmoment. Nach geradeeinmal 36 Sekunden behinderten sich Lehmann und Per Mertesacker beider Abwehr einer Flanke von Maciej Zurawski gegenseitig, doch derWolfsburger Jacek Krzynowek wusste mit der unverhofften Gelegenheitnichts anzufangen. Davon unbeeindruckt übernahm das DFB-Team sofortentschlossen das Kommando. Das frühe 1:0 verpasste Gomez, der nachZuspiel von Klose frei vor dem Tor am Ball vorbeirutschte (4.). Indieser Situation hätte der allein auf Keeper Boruc zueilende Münchnerallerdings selbst den Abschluss suchen müssen.

Eine Viertelstunde später machte es Klose besser. Von SturmpartnerGomez glänzend freigespielt, passte er in die Mitte zum mitgelaufenenPodolski, der aus wenigen Metern zum 1:0 gegen sein Geburtslandvollstreckte. Neun Minuten vor der Halbzeit verzeichneten die nochmit sechs Spielern aus dem Dortmunder WM-Gruppenspiel 2006angetretenen Polen ihre beste Möglichkeit der ersten Halbzeit. Nacheinem verlorenen Zweikampf Jansens gegen Lobodzewski zielte Zurawskiaus zwölf Metern knapp am deutschen Tor vorbei.

Nach Wiederbeginn war die Entschlossenheit im deutschen Team wieweggeblasen. Die Polen erhöhten den Druck und verunsicherten ihrenGegner damit sichtlich. Vor allem der eingewechselte Roger Guerreirosorgte auf der rechten Seite für viel Wirbel. Löw reagierte auf dieveränderten Kräfteverhältnisse und ersetzte den ausgepumpten Fritzdurch Schweinsteiger. Doch die deutsche Elf leistete sich auch weiterviel zu viele Ballverluste. Erst Podolskis Direktabnahme nachSchweinsteigers Balleroberung befreite den dreimaligen Europameistervon allen Sorgen.

Lukas Podolski (M.) wird von seinen Teamkollegen Miroslav Klose (l.) und Mario Gomez nach dem 1:0 beglückwünscht. (Foto: dpa)
Lukas Podolski (M.) wird von seinen Teamkollegen Miroslav Klose (l.) und Mario Gomez nach dem 1:0 beglückwünscht. (Foto: dpa)
EPA