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Frauen kassieren keine einzige Karte

Von Wolfram Bahn 31.05.2005, 17:48

Schochwitz/MZ. - jener Truppe, die jetzt noch immer spielt. Doch aus der anfänglichen Schnapsidee hat sich eine Erfolgsstory entwickelt. Während die Schochwitzer Männer mit Ach und Krach die 1. Kreisklasse gehalten haben, sind die TSV-Frauen in der Landesliga Dritter geworden. Sie sind damit das beste Frauenfußballteam aus dem Saalkreis.

"Das ist für unser Dorf schon ein riesiger Erfolg", so der 37-jährige Ralf Marklein, der die Mannschaft zusammen mit Lutz Lüdtke seit drei Jahren betreut. Erst seit 2003 spielen die Frauen aus Schochwitz, das rund 1 200 Einwohner zählt, auf Großfeld. Nach dem siebten Platz im Vorjahr hat das gute Abschneiden in dieser Saison alle Erwartungen übertroffen.

Daran war nicht zu denken, als die Schochwitzer Frauen am 29. Mai 1996 auf Kleinfeld ihr erstes Freundschaftsspiel gegen Wallendorf vor immerhin 150 Zuschauern klar mit 3:0 gewannen. "Alle waren ganz schön aufgeregt", erzählt Lothar Stamm, der erste Betreuer, dessen Frau und Tochter in den rot-weißen Trikots mit aufliefen. Gleich im ersten Jahr gelang ein zweiter Rang in der Pokalrunde. Es folgten weitere vordere Platzierungen, ehe die Schochwitzer in der Saison 2000 / 2001 Unionsmeister wurden und den Kreismeistertitel in der Halle holten.

"Wir sind halt eine verschworene Truppe", nennt Kapitän Regina Ballschuh, Lenker und Denker auf dem Platz, ein Erfolgsgeheimnis. Immer sonntags trifft man sich beispielsweise nach jedem Heimspiel im Sportlerheim zum gemütlichen Kaffeeklatsch. "Jeder bringt da mal einen Kuchen mit", so die 43-jährige Behördenangestellte, die früher in Merseburg Handball spielte.

Paradestück der Elf ist die Abwehr mit Torfrau Franziska Elste, einer 21-jährigen Tischlerin aus Döllnitz, sowie Ines Stumpp, die trotz ihrer 45 Jahre den meisten Jüngeren die Hacken zeigt, und Yvonne Gebhard, die einen kompromisslosen Libero spielt. Die 41-jährige Erzieherin gehörte einst zur Speerwerfertruppe von Maria Ritschel beim SC Chemie Halle, ehe sie 1997 nach Schochwitz zog, wo sie sich sofort der Mannschaft anschloss. "Ich wollte unbedingt Fußball spielen", so die zweifache Mutter. Sie steht wie ein Fels in der Brandung und hat mit ihrem straffem Schuss manches spektakuläre Tor erzielt. Und ihr hat der gute Teamgeist der Schochwitzer geholfen, eine schwere Krankheit zu überstehen. Obwohl sie und die anderen Älteren weitermachen wollen, "so lange es geht", versuchen die Betreuer, die Elf personell aufzufrischen.

So ist Marie-Kathrin Senge vom HFC ins Laweketal nach Schochwitz gewechselt, weil ihre Freundin Kathleen Schürer hier spielt. "Doch wir könnten schon noch mehr Nachwuchs gebrauchen", so der 41-jährige Betreuer Lüdtke.

Der Dachdecker und sein Kompagnon Marklein, der in einer Fensterbaufirma arbeitet, brauchen sich allerdings um eines keine Sorgen zu machen: Das ist die Disziplin auf dem Feld. Die Frauenfußballerinnen aus Schochwitz haben in dieser Saison noch keine einzige Verwarnung oder rote Karte kassiert. Kapitän Ballschuh schaut sich auch keine Fußballspiele der Männer an. Denn: "Die sind viel zu ruppig."