Formel 1 Formel 1: Schumacher ist vom Unfall seines Bruders «geschockt»

Indianapolis/dpa. - Vom Podium ans Krankenbett: SeriensiegerMichael Schumacher konnte nach seinem Triumph beim Großen Preis derUSA nicht zur Tagesordnung übergehen. Durch den spektakulären Unfallseines Bruder Ralf fiel der Jubel des Formel-1-Weltmeisters überseinen achten Sieg im neunten Saisonrennen in Indianapoliszurückhaltender aus als sonst. «Die Freude ist etwas gedämpft»,gestand der Ferrari-Pilot. Nach der Siegerehrung und den üblichenPressekonferenzen eilte der 35-Jährige mit Frau Corinna sofort zumMethodist Hospital ins Stadtzentrum, um seinen jüngeren Bruder eineStunde lang zu besuchen.
Zu diesem Zeitpunkt stand schon fest, dass Ralf Schumacher denschrecklichen Crash ohne schwere Verletzungen überstanden hatte.Lediglich schmerzhafte Prellungen am Rücken machten dem 28-Jährigenauch am Montag noch zu schaffen. Zur Beobachtung war der Williams-BMW-Pilot über Nacht in der Klinik geblieben. Am Montagmorgen(Ortszeit) stand zunächst nicht fest, ob er sofort in seine Wahl-Heimat Österreich zurückreisen kann. Auch sein Einsatz beim nächstenGrand Prix am 4. Juli in Magny Cours war noch offen.
Der Grund für den Unfall bei dem durch zahlreiche Kollisionengekennzeichneten Rennen war schnell gefunden: Ein durch ein Wrackteileines anderen Autos verursachter Schaden am hinteren Reifen hatte denCrash ausgelöst. Bei etwa 330 km/h hatte Ralf Schumacher dieKontrolle über seinen Wagen verloren und war rücklings in dieBetonmauer im Motor Speedway geknallt. Drei Minuten saß er in seinemWrack, ehe Rettungskräfte ihn versorgten. «Ich hatte den Eindruck,dass das zu lange ist», meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
Der Indianapolis-Crash ist Ralf Schumachers zweiter heftigerUnfall innerhalb von zehn Monaten. Im September 2003 war er beiTestfahrten in Monza so schwer verunglückt, dass er beimanschließenden Großen Preis von Italien von Testfahrer Marc Genéersetzt werden musste.
Während das Unfallopfer in seinem Wagen saß, fuhr MichaelSchumacher mehrere Mal an der Stelle auf der Start-und Ziel-Geradenvorbei. «Es war ziemlich heavy, damit umzugehen», sagte der Champion.«In dem Moment war ich extrem geschockt.» Erst als ihm sein Team überFunk mitgeteilt habe, dass Ralf alleine aussteigen wollte, die Ärzteihm aber wegen des Risikos geraten hätten, drinnen zu bleiben, sei erberuhigt gewesen. «Das war das entwarnende Signal.»
In der für ihn schwierigen Situation bewies der Ferrari-Star aberwieder einmal Nervenstärke. In der Safety-Car-Phase nach dem Unfallfuhr er sofort als erster an die Box, tankte auf, wechselte dieReifen und behielt dennoch die Führung: «Das hat mir beim Sieggeholfen», sagte er. Mit 80 Punkten liegt Michael Schumacher in derWM-Wertung 18 Zähler vor Barrichello. Die Konkurrenz kann das Duo ander Spitze derzeit nicht sprengen.
Williams-BMW erlebt indes die schwierigste Zeit seit der Rückkehrdes Münchner Autokonzerns im Jahr 2000 in die Königsklasse. OhnePunkte kehrt das britisch-bayerische Team von den beiden Nordamerika-Rennen in Kanada und den USA binnen einer Woche nach Europa zurück.«Es hat so viele Querschläge gegeben in den zwei Rennen, wie man sienormalerweise in einer ganzen Saison nicht hat», klagte Theissen.
Zum Schock durch Schumachers Unfall kam die Disqualifikation fürJuan Pablo Montoya. Es war der dritte Rennausschluss für die Weiß-Blauen innerhalb einer Woche. In Indianapolis war der Kolumbianer umzwei Sekunden zu spät aus seinem Williams-BMW Auto ins Ersatzautoumgestiegen.

