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Formel 1 Formel 1: Renault kommt glimpflich davon

Von Christian Hollmann 21.09.2009, 14:22
Teamchef Bernard Rey spricht beim Verlassen des FIA-Hauptquartiers in Paris mit den Journalisten. (FOTO: DPA)
Teamchef Bernard Rey spricht beim Verlassen des FIA-Hauptquartiers in Paris mit den Journalisten. (FOTO: DPA) EPA

Paris/dpa. - Das geständige Renault-Team kam hingegen mit einerBewährungsstrafe von zwei Jahren glimpflich davon. Nach einer 90-minütigen Anhörung am Montag in Paris verurteilte der InternationaleAutomobilverband FIA den inszenierten Crash des damaligen Renault-Piloten Nelson Piquet Jr. beim Singapur-Rennen 2008 als Regelverstoßvon «beispielloser Schwere».

Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso, dem der Betrug denSieg ermöglicht hatte, blieb aber ungeschoren, weil er nichts von demKomplott wusste. Auch Piquet entging als Kronzeuge einer Strafe. «Ichbereue meine Handlungen zutiefst. Ich wünsche mir jeden Tag, ichhätte es nicht getan», schrieb der Brasilianer nach dem Richterspruchauf seiner Internetseite. Chefingenieur Pat Symonds wurde alsBriatores Mitverschwörer für die kommenden fünf Jahre aus demMotorsport verbannt.

Renault hatte schon in der Vorwoche mit dem erzwungenen Rückzugvon Briatore und Symonds praktisch seine Schuld eingestanden undakzeptierte die Entscheidung des Motorsport-Weltrats umgehend. «Wirentschuldigen uns vorbehaltlos bei der Formel-1-Welt für diesesunzumutbare Verhalten», teilte der französische Autobauer mit. DerWille zur Aufklärung der schmutzigen Affäre und die Trennung von denbeiden Hintermännern lieferte der FIA Argumente für das eher mildeUrteil, mit dem der Dachverband wohl auch dem befürchteten AusstiegRenaults entgegenwirken will.

Auf eine Rekordstrafe wie die 100-Millionen-Dollar-Buße fürMcLaren-Mercedes nach der Spionage-Affäre 2007 verzichteten dieRegelhüter ganz bewusst. «Das ist die härteste Strafe, die wirverhängen konnten. Wir haben ihnen die Bewährungsstrafe gegeben, weilRenault bewiesen hat, dass nicht das Team und noch weniger dasUnternehmen die Verantwortung trug. Es wäre daher falsch gewesen,eine sofort wirksame Sperre zu verhängen», sagte FIA-Präsident MaxMosley.

Unter anderem Umständen wäre ein Total-Ausschluss des Rennstallsdurchaus gerechtfertigt gewesen, «weil die Verstöße von Renault F1nicht nur die Integrität des Sports beschädigt haben, sondern auchdas Leben von Zuschauern, Offiziellen, anderen Mitstreitern undNelson Piquet Jr. selbst gefährdeten», befand der Weltrat.

Briatore, für dessen Nachfolge als Renault-Teamchef der viermaligeWeltmeister Alain Prost im Gespräch ist, traf hingegen die volleHärte des Sportgerichts. Dem Italiener bleibt «auf unbegrenzte Zeit»der Zugang zu allen FIA-Meisterschaften verwehrt. Nicht einmalZutritt zu einem Fahrerlager darf dem 59-Jährigen künftig gewährtwerden. Piloten, die Briatore als Manager beschäftigen, erhalten vonder FIA keine Lizenz mehr. Damit muss sich auch Alonso von seinemlangjährigen Berater trennen. Der Weltrat habe mit diesendrakonischen Sanktionen nicht allein die Mitschuld Briatores an denVorgängen bestrafen wollen, sondern auch die Tatsache, «dass er seineVerstrickung trotz aller Beweise weiterhin bestritt», hieß es in derUrteilsbegründung.

Piquet entschuldigte sich wortreich. «Meine Situation bei Renaulthatte sich in einen Alptraum verwandelt», begründete er seineZustimmung zu dem Unfall-Komplott. «Jetzt, wo ich nicht mehr indieser Situation bin, kann ich nicht glauben, dass ich in den Planeingewilligt habe. Aber als er mir vorgeschlagen wurde, sah ich michnicht in der Position, abzulehnen», meinte der Brasilianer. Er seierleichtert, dass die Untersuchung nun abgeschlossen sei und hoffeauf eine neue Chance als Rennfahrer.

Sechs Tage vor der zweiten Auflage des Nachtrennens in Singapur amkommenden Sonntag hat die FIA einen Schlussstrich unter einen dergrößten Skandale der Formel-1-Geschichte gezogen. «Ein düsteresKapitel findet jetzt sein Ende. Zeit, sich auf die aktuellenHerausforderungen der Formel 1 zu konzentrieren», sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug der Deutschen Presse-Agentur dpa. AuchBMW-Motorsportdirektor Mario Theissen rief dazu auf, das Urteil zurespektieren. «Nun sollten sich die Beteiligten auf die nochverbleibenden vier Saisonrennen und einen hoffentlich spannendenTitelkampf konzentrieren», erklärte Theissen.