Flucht Flucht: Afghanische Fußballer verschwinden
Kabul/Stuttgart/dpa. - «Unglücklicherweise wird diesnegative Konsequenzen für andere Athleten und ihre Chance haben, inZukunft in andere Länder zu gehen und dort mehr zu lernen», sagteSayed Mahmud Zai Dashti, Vize-Präsident des Olympischen KomiteesAfghanistans, am Dienstag. Einen Tag vor Ende eines zweiwöchigenTrainingslagers der afghanischen U 16-Auswahl in der Sportschule Ruitin Ostfildern hatten sich am 22. Februar drei Spieler und ein Trainerabgesetzt.
Keramuddin Karim, Chef des afghanischen Fußballverbands,bestätigte der Deutschen Presse-Agentur dpa in Kabul das Verschwindendes Quartetts. Der Lehrgang in Baden-Württemberg war Teil einesFörderprojekts des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) und desDeutschen Fußball-Bunds (DFB). Weder die Spieler noch der Coachhätten sich bislang bei deutschen Behörden oder afghanischenVerbänden gemeldet, teilte Karim mit. Die Verschwundenen würdenvermutlich Asyl «irgendwo in Europa» suchen, ergänzte derVerbandschef. Während des Übungscamps hätten mehrfach Nachwuchskickerversucht, sich abzusetzen, erklärte am Dienstag ein Sprecher derSportschule Ruit. Mit Hilfe der Polizei habe man dies zu verhindernversucht.
«Das ist ein großer Schlag für den Fortschritt des Sports inAfghanistan», urteilte Abdul Sabur Walisada, Trainer der Frauen-Nationalmannschaft. Sein Team sollte in diesem Monat ebenfalls einTrainingslager in Deutschland absolvieren. Der Coach fürchtet nun dieAbsage der Reise. «Wegen dieser Leute verlieren diese armen Mädchendie Chance, vom Training in Deutschland zu profitieren», sagteWalizada.
Nach Jahrzehnten des Kriegs und der Taliban-Herrschaft kämpft derSport am Hindukusch mühsam um einen Neuaufbau. Schon mehrfach warenAthleten in den vergangenen Jahren auf Auslandsreisen untergetaucht.So setzten sich neun Fußball-Nationalspieler 2004 aus einemTrainingslager in Italien ab. Im vergangenen Jahr verschwand eineLeichtathletin, die sich in Italien auf ihren Start bei Olympia inPeking vorbereiten sollte. «Ich hoffe, unsere befreundeten Ländersehen dies nicht als Absicht aller afghanischen Sportler, sondern alsindividuelle Entscheidung», sagte Funktionär Zai Dashti. «Afghanistanist Teil der internationalen Gemeinschaft und ich hoffe, sie lassenuns nicht allein.»