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Firmen der Region: Gut Döllnitz Firmen der Region: Gut Döllnitz: Wo Mohnblumen auf dem Acker stehen

Von Steffen Höhne 12.08.2001, 16:32

Döllnitz/MZ. - Sie sind sehr scheu, die bekommen kaum einen Menschen zu sehen", sagt Thomas Schubert und steckt seine Hand einem kräftigen Bullen entgegen. Gewaltig steht das Rind im hohen Gras, seine etwa 80 Artgenossen weiden in sicherem Abstand. Frühling und Sommer verbringen die rund 340 Rinder des Gutes Döllnitz in der Aue der Weißen Elster. Ihr Winterquartier beziehen sie in einem Offen-Front-Stall im nahen Halle-Osendorf. Gefüttert werden sie im Winter ausschließlich mit Heu und Grassilage aus eigenem Anbau - streng nach dem Kreislaufprinzip: ökologische Bauernwirtschaft südlich von Halle.

Thomas Schubert verwaltet seit vier Jahren das Gut, welches 1991 von Adolf Goedecke unter seinem alten Namen "Gut Döllnitz" wieder zum Leben erweckt wurde. Rund 700 Hektar Land gehören zum Gut. Auf 200 Hektar Ackerland werden Weizen, Roggen, Dinkel, Bohnen, Erbsen, Mais und Kartoffeln angebaut. Die breite Fruchtfolge sichert eine schonende Bodenbehandlung. Zum Düngen verwendet man hof eigenen Mist. "Spritzen und Düngen mit chemischen Mitteln kommt bei uns nicht in Frage", sagt Schubert.

Das Gut ist Mitglied der "Demeter", einer Vereinigung von biologisch-dynamischen Landwirtschaftsbetrieben, die sich strenge Auflagen ökologischer Landwirtschaft gesetzt haben. Das Leben auf dem Hof in Osendorf wirkt idyllisch. Die Schuberts samt sechs Kindern wohnen mit vier Lehrlingen gemeinsam auf dem Anwesen. Unsere Arbeit und die Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben, unterscheiden sich wenig von denen der konventionellen Landwirtschaft, meint Schubert, wobei der Begriff "Konventionelle Landwirtschaft" ohne jeden Unterton über seine Lippen kommt.

Lediglich bei den Lösungen geht man eigene Wege. Fruchtfolge, Saatzucht oder der Bau von Hecken für Vögel sind ihre Antworten auf Schädlinge. "Nach der Aussaat haben wir kaum noch Einfluss. Natürlich müssen wir dadurch auch mal mit Tiefschlägen rechnen", gesteht der Landwirt Schubert. Dafür kann er aber auch für den Doppelzentner Getreide den doppelten Preis auf dem Markt erzielen.

Von den Tierseuchen der letzten Monate blieb der Hof fast unberührt. Die Preise bei Bioprodukten blieben stabil. Schubert hält auch nichts von Schwarz-weiß-Malerei: konventionelle Landwirtschaft contra ökologischer Landbau. Für Schubert wird die Entscheidung, welche Produkte sich durchsetzen, am Verkaufstresen entschieden. Um ordentliche Erträge zu erwirtschaften, braucht es auch im ökologischen Landbau eine gewisse Größe.

Schubert ist davon überzeugt, dass die Bewirtschaftungskosten auf seinem Hof nicht viel höher ausfallen als in der sonstigen Landwirtschaft. Schmähungen wie: "Ihr züchtet Unkrautarten, Getreide kann man bei euch suchen", hat Schubert schon lange nicht mehr gehört. Im Gegenteil, immer öfter besuchen ihn Landwirte, die selbst über einen Einstieg in den ökologischen Landbau nachdenken.

Schubert ist kein Idealist, sondern Pragmatiker. Einige Mohnblumen auf dem Weizenfeld stören ihn nicht. Auch über den Nachwuchs muss sich das Gut keine Sorgen machen. Immer häufiger kommen Studenten, um auf dem Hof mitzuarbeiten. In diesen Tagen wird auf dem Gut Döllnitz geerntet. Schubert weiß, "es wird eine gute Ernte, auch wenn wir nicht alles aus dem Boden rauspressen."

Das Gut Döllnitz (Tel.: 0345/ 776 94 77) liefert sein Getreide an die Demeter-Vereinigung. Das Öko-Fleisch bietet die Fleischerei Heyne, Regens burger Straße 31, in Halle-Radewell, an. Kartoffeln werden ab Hof verkauft. Es bestehen Pläne zur Eröffnung eines eigenen Ladens.