FC Erzgebirge Aue FC Erzgebirge Aue: Wismut kommt aus der Tiefe
Aue/Halle/MZ. - In Leutzsch sind sie alle deutsch, bei Union eisern und bei Wismutkommen sie aus der Tiefe, aus dem Schacht und sind die neue Fußballmacht. Die alten Sprüche der ostdeutschen Fußball-Legenden sind hierzulande wieder in aller Munde. Union hat sich in der zweiten Bundesliga etabliert, Aue ist gerade dort angekommen und die BSG Chemie aus Leipzig, die jetzt FC Sachsen heißt, greift auch nach Höherem.
Der Fußballosten lebt. Und gerade die in DDR-Zeiten von den Funktionären an der kurzen Leine gehaltenen Vereine sorgen für Furore. Das Erzgebirge hatte im Laufe der vier Jahrzehnte Sozialismus einiges an Demütigungen zu ertragen. Zuerst wurden die Empor-Fußballer aus dem Auer Nachbarort Lauter in einer Nacht- und Nebelaktion nach Rostock verfrachtet, später mussten die Auer den Namen Wismut Karl-Marx-Stadt tragen. "Wir Fußballer wollten spielen, akzeptierten Zähne knirschend und wurden dann die beste Mannschaft in den späten 50er Jahren", weiß Fußball-Legende Manfred Kaiser, gemeinsam mit Binges Müller, Willy Tröger und den Wolf-Brüdern einer der ganz Großen dieser Zeit.
Später schaffte es Wismut als sogenannte Betriebssportgemeinschaft (BSG) sogar bis in den Europapokal und lehrte den Förderklubs das Fürchten. "In Aue gibt es Haue" wurde zum geflügelten Wort. Immer wieder sind die Menschen im Erzgebirge aufgestanden, um der vermeintlichen Übermacht zu trotzen. Und so ist auch dieser Aufstieg zu erklären. "Wir wollten zeigen, dass es ohne fremde Hilfe geht. Es waren Einheimische, die den Verein nach oben gebracht haben", sagt Präsident Uwe Leonhardt voller Stolz. Die Lizenz für die zweite Liga hat der FC Erzgebirge ohne Auflagen erhalten. Die 5,5 Millionen Euro im Etat sind sicher, lassen Möglichkeiten für Verstärkungen, die Trainer Gerd Schädlich dringend braucht, "damit wir keine Fahrstuhlmannschaft werden".
Die einheimischen Firmen helfen, wo sie können. 103 Unternehmen gehören mittlerweile zum Sponsorenpool, gaben zuletzt 2,2 Millionen Euro. Eine Menge Geld in einer Region, die über eine hohe Arbeitslosenquote verfügt. Jeder Fünfte ist im einstigen Zentrum des Uran-Abbaus ohne Job. "Aber", fügt Leonhardt an, "dieser Aufstieg macht Mut, steigert das Selbstvertrauen der Leute. Die Stimmung ist riesig."
Knallharte Arbeit ohne große Sprüche war die Devise von Gerd Schädlich. Der Trainer hat Durchschnittsspieler zu einem kompakten Team zusammen geschweißt. Und dieser Mannschaftsgeist war stets die größte Stärke im Lößnitzgrund. "Immer wieder aufstehen, sich nicht unterkriegen lassen", charakterisiert Schädlich die Mentalität der Menschen in den Bergen. So hat es Wismut geschafft, aus der Tiefe nach oben zu kommen. Auch diesmal.