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Ex-Bürgermeister Ex-Bürgermeister: »Wir hatten keine Ahnung von nix»

Von Rolf Kern 11.07.2001, 16:12

Burgwerben/MZ. - "Es war nicht immer leicht, Bürgermeister zu sein. Das Amt hat mir aber auch Erfolgserlebnisse beschert, die ich nie vergessen werden. Es war eine der schönsten Aufgaben, die ich bisher hatte", meint der ehemalige erste Mann in Burgwerben, Hubert Schmoranzer, nicht ohne Wehmut. Als Geschäftsführer des Zweckverbandes für Abwasserentsorgung der Stadt Weißenfels durfte er wegen Interessenkollision nicht mehr zur Wahl antreten. Der 49-jährige wurde für seine Verdienste mit der Ehrenbürgerschaft des Dorfes ausgezeichnet. Dies erfüllt ihn mit großem Stolz. Öffentlich geehrt wird er am Sonnabend, den 14. Juli, im Rahmen des Dorffestes. Schmoranzer war seit 1990 im Amt. "Es stand die Aufgabe, dass andere die Verantwortung übernehmen mussten als bisher."

Vor seiner Übernahme hatte er sich nie großartig um Politik gekümmert. Damals war der Burgwerbener Ausbilder bei den Ketten- und Nagelwerken. Sein Arbeitsvertrag wurde aufgehoben und am 1. Juni 1990 trat er das hauptberufliche Amt mit zwei Mitarbeitern an. "Wir hatten keine Ahnung von nix. Für jeden war es etwas Neues. Hätte man gewusst, was auf einen zukommt, hätte man viel mehr Ängste gehabt", blickt er nachdenklich zurück. In der ersten Phase hatte er sich auf den gesunden Menschenverstand verlassen. Zunächst wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, Ordnung im Dorf herzustellen. "Da gab es eine Menge, das im Argen lag. Die Infrastruktur war schlecht", meint Schmoranzer. Er will die Situation in der DDR nicht mies machen, aber nach der Wende boten sich ganz andere Möglichkeiten. "Geld war von Anfang an genug da. Diese Mittel bekamen wir problemlos", sagt der Ex-Bürgermeister. Von 1991 an war Burgwerben im Dorferneuerungsprogramm. Damals gab es noch eine 80-prozentige Förderung.

"Das haben viele Private genutzt, um Dächer und Fassaden zu sanieren. Man sieht es in der Gemeinde." Schmoranzer war bis 1993 hauptamtlicher Bürgermeister. Nach der Bildung der Verwaltungsgemeinschaft Großkorbetha übte er das Amt ehrenamtlich aus und arbeitete als Amtsleiter im Sozialamt. Gleichzeitig leitete er die Geschicke des neu zu gründenden Zweckverbandes, dessen hauptberuflicher Geschäftsführer er seit einigen Jahren ist. Bis heute ist eine komplett neue Infrastruktur in Burgwerben geschaffen worden. Und das wurde belohnt. Beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft" wurde Burgwerben zum schönsten Ort im Landkreis gewählt. "Das ist eine Würdigung für die geleistete Arbeit der Verwaltung, Unternehmen und Bürger. Alle haben an einem Strang gezogen", meint der Mann.

Die Gemeinde hat heute unter anderem eine eigene Bibliothek, ein Heimatmuseum und ein neues Dorfgemeinschaftshaus. Stolz ist Schmoranzer darauf, die von der Schließung bedrohte Schule erhalten zu haben. Mit der Freien Evangelischen Schule konnte ein neuer Träger gefunden werden. In seiner Freizeit will sich Schmoranzer mehr seinem Hobby Fußball bei Lok Weißenfels widmen, aber auch verstärkt Aufgaben im Haus und Garten wahrnehmen. Er dankt seiner Familie und Frau Karin für ihr Verständnis. Wenn die Gemeinde Probleme hat, will er mit Rat und Tat zur Seite stehen.