Europameisterschaft 2008 Europameisterschaft 2008: Johansson auf Schmusekurs mit EM-Planern
Wien/Hamburg/dpa. - Die Vertragsunterschrift war eigentlich nureine Formalie, doch Lennart Johansson feierte sie als Meilenstein aufdem Weg zur nächsten Fußball-Europameisterschaft. «Mit derUnterzeichnung dieses Abkommens machen wir einen Schritt nach vorne.Es ist ein großer Tag für die UEFA, Österreich und die Schweiz»,sagte der Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA), nachdem erin Wien mit den Verbandschefs aus Österreich (ÖFV) und der Schweiz(SFV) das Rahmenabkommen für die Titelkämpfe vom 7. bis 29. Juni 2008unterzeichnet hatte. Jetzt sei «alles wieder im Lot», fügte der seitvergangenen Freitag 75 Jahre alte Schwede hinzu.
Es ist gerade mal einen Monat her, da hatte der als besondersgutmütig geltende Johansson noch eine ganz andere Tonart gewählt.Weil die Schweizer Pläne zum Stadionneubau in Zürich am Widerstandaus der Bevölkerung gescheitert waren, hatte er in einem publikgewordenen Brief die «ungenügende Unterstützung von politischerSeite» in beiden Ländern gerügt, bessere Sicherheitsvorkehrungenangemahnt und bis zum Jahresende Klarheit in der Stadionfragegefordert.
Von diesem Ultimatum ist der UEFA-Chef auf seinem jetzigenSchmusekurs wieder abgerückt, dabei hat sich seit seiner Reklamationdie Situation beim Problemfall Zürich nicht wesentlich verändert.Nachdem Anwohner und Umweltschützer den geplanten Baubeginn amHardturm-Stadion so weit verzögert hatten, dass die Arena nicht mehrbis zur EM fertig gestellt werden kann, soll jetzt das durch dieLeichtathletik-Sportfeste berühmt gewordene Letzigrund-Stadionerneuert und auf 30 000 Zuschauer ausgebaut werden. Allerdings sindauch dazu noch nicht alle juristische Hürden, unter anderem eineVolksabstimmung, genommen.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir der UEFA schon balddetaillierte Unterlagen zum vierten Stadion in der Schweizpräsentieren können», meinte SFV-Präsident Ralph Zloczower dennochoptimistisch. Als Notlösung für den achten EM-Standort neben Wien,Klagenfurt, Salzburg, Innsbruck, Basel, Bern und Genf ist Martigny -Heimstätte des FC Sion - im Gespräch.
Man wolle «die gleichen Standards wie in Portugal erreichen»,versprach Zloczower. Gäbe es den Zankapfel Zürich nicht, wären dieEM-Planer aus den beiden Alpenrepubliken schon viel weiter als es dieGastgeber der aus organisatorischer Sicht überraschendbeeindruckenden EURO 2004 zum vergleichbaren Zeitraum waren. «Inpunkto Projektplanung sind wir voll im Zeitplan. In einigen Bereichensind wir gar bis zu zwei Jahre früher dran als vor der EM 2004»,sagte Jürgen Müller, EM-Projektleiter der UEFA. Wie schon in Portugalsind auch diesmal nicht die Ausrichterländer für die Organisationzuständig, sondern die UEFA. Über eine noch zu gründende Firma («Euro2008 S.A.») übernimmt der Kontinentalverband Kontrolle undVerantwortung.
Dass sich die EM trotzdem auch für die Ausrichter lohnen wird,belegt eine vom SFV und der UEFA in Auftrag gegebene Studie. Demnachwird die EM in der Schweiz Umsätze von mindestens 310 Millionen Euround eine Wertschöpfung von mindestens 185 Millionen Euro auslösen.Über die Hälfte davon steuert bei 800 000 erwarteten Hotel-Übernachtungen der Tourismus bei - ob mit oder ohne Zürich.