Erotik im Sport Erotik im Sport: Weiblichkeit in ihrer trainierten Schönheit
Halle/MZ. - Für 15 Euro kommen die schnuckeligen Mädels aus Rostock zu einem nach Hause. Nur mit einem Hauch von Nichts am Körper posieren sie lasziv und hocherotisch. Natürlich (oder leider) nicht leibhaftig. Dafür wären 15 Euro wohl auch unangemessen wenig. Für den Preis gibt es einen Hochglanz-Kalender der Zweitliga-Handballerinnen des PSV.
Die schönen Frauen von der Küste sind nicht die Ersten und auch nicht die Letzten, die sich beinahe unverhüllt von ihren bezauberndsten Seiten zeigen. Erotische Fotos nackter Sportlerinnen betören seit Jahren die Männerwelt. "Die erste, die in der Öffentlichkeit mit ihrem Körper für Aufsehen sorgte, war Turmspringerin Annika Walter", erinnert sich Werner Köster.
1996 war das. Die Rostockerin hatte bei den Olympischen Spielen in Atlanta Silber gewonnen. Ihre Trainerin fragte bei dem bekannten Sportmanager, der auch einst Franzika van Almsick auf unzählige Titelseiten lanciert hat, nach, ob er ihrem Schützling nicht helfen könne. Der Erfolg müsse doch irgendwie zu vermarkten sein. "Was mach ich mit einer Wasserspringerin?", fragte sich Köster, der zunächst keine Ahnung hatte, wer Annika Walter denn sei. Im ZDF-Sportstudio lernten sich die beiden kennen. Und weil die junge, attraktive Frau nach der Sendung irgendwie ihr Ticket nicht finden konnte, bezahlte Werner Köster den Rückflug nach Hamburg. "So lernten wir uns kennen und es entstand eine Zusammenarbeit." Der umtriebige Manager stellte den Kontakt zum "Playboy" her.
Schon bald konnte Mann Annika Walter als verführerisch nackte Klippenspringerin bewundern. Die Resonanz war gewaltig. Die Reaktionen fielen durchweg positiv aus. "Ich gefalle mir und die Fotos sind klasse. Ich würde es immer wieder tun", sagte Annika Walter damals.
Sie tat es nicht, aber viele andere Sportlerinnen nach ihr. Wie Kati Witt. Die heißen Posen der Eisprinzessin verdrehten im November 1998 nicht nur Männern den Kopf. Die Playboy-Ausgabe schlug alle bisherigen Verkaufszahlen und ist für Sammler bis heute ein Objekt der Begierde. Eissternchen Tanja Szewczenko folgte (Köster: "Sie wollte es immer tun."). Und neben Sportlerinnen zeigten plötzlich auch auch Prominente aus Film, Fernsehen und Showgeschäft ihre weiblichsten Seiten. Den anonymen wie langweilig-perfekten Häschen von der Erotik-Stange erwuchs ernsthafte Konkurrenz.
"Natürlich versprechen sich Sportlerinnen, um mal bei denen zu bleiben, auch einen gewissen Werbeeffekt von den Aufnahmen und hoffen auf Sponsoren", erzählt Werner Köster, der Boxerin Regina Halmich (zog sich 2003 für den Playboy aus), Sprinterin Sina Schielke oder auch Eisschnellläuferin Claudia Pechstein betreut. "Doch fest steht: Schön, nackig und doof, das funktioniert nicht. Die Frauen müssen eine natürliche Ausstrahlung haben und intelligent sein. Erst dann springen Geldgeber an", sagt der Hamburger.
Wohl um das Wissen, dieses erhofften Nebeneffekts, gehen die Macher der diversen Magazine konkret auf Sportlerinnen zu. "Wir wählen eine Kandidatin ganz sorgfältig aus. Dann sprechen wir das Management, zum Beispiel Werner Köster, an, schicken einen Brief in dem wir unser Anliegen schildern", gibt Carina Rey, die Pressechefin des Playboy, Einblicke in das Prozedere. Bei einem Abendessen klärt, im Falle eines Interesses, Chefredakteur Stefan Schmortte höchstpersönlich die Details. Dann folgt das Foto-Shooting. "Und noch keine Frau fand das unangenehm. Selbst bei anfänglicher Skepsis dominierte am Ende der Spaß."
Und warum Sportlerinnen? "Sie sind selbstbewusste Frauen als die sie auch wahrgenommen werden wollen und fühlen sich wohl in ihren durchtrainierten, wohlgeformten Körpern. Dies ergibt eine tolle Ausstrahlung. Einfach ideal", erklärt Corinna Rey, warum der Playboy gern bereit ist, den Hobby-Models ab 20 000 Euro aufwärts für eine Fotoserie zu bezahlen.
Aber weil unverhüllte Athletinnen mittlerweile auch Moral-Apostel kaum noch überraschen, sieht Werner Köster "eine gewisse Übersättigung bei manchen Menschen. Sensationell wären wohl nur noch Nacktaufnahmen vom Papst." Aber wer wollte die schon sehen, wenn er den Kalender der Rostocker Handballerinnen haben kann?