Ernüchterung bei den Gastronomen
Gräfenhainichen/MZ. - "Der einzige Fußballfan, der hier ist, binich", schmunzelt Dieter Saur, der vergeblichauf ausländische Gäste in seiner MöhlauerPension gewartet hat. "Es läuft einfach schlecht",fasste er zusammen und ergänzte: "Man kannschon sagen, dass ich mir etwas mehr versprochenhabe."
Auch die Pension "Gudrun" in Gräfenhainichenbeherbergt dieser Tage keine Fans. "Ich hattezwar eine Anfrage von Holländern", erklärteGudrun Gandyra, "aber weil ich den Samstagnicht anbieten konnte, hat das leider nichtgeklappt." Trotzdem ist die Geschäftsführerindurchaus zufrieden mit der derzeitigen Auslastungihrer Betten. "Es sind doch schon einige Leuteda", erklärte sie.
Eine mögliche Erklärung glaubt die Geschäftsfraudafür zu haben: "Vielleicht profitieren wirja auch indirekt von der WM. Es könnte sein,dass durch die Meisterschaft anderswo allesbelegt ist und diese Gäste dann zu uns kommen."Das allerdings sei nur zu vermuten.
Im Radiser Hotel "Am Findling" gleichsam Ernüchterung.Auch wenn "ich eigentlich nicht besondersenttäuscht bin", wie Geschäftsführerin AxanaApitzsch formulierte. Schließlich sei maneinfach nicht nah genug an Leipzig gelegenund das wiederum habe man im "Findling" auchschon vor dem ersten Anpfiff in München gewusst.Deshalb sei entsprechend die Auslastung der25 Betten des Hauses nicht besonders groß.
Besser geht es da schon der GräfenhainichenerPension "Zur Müllerin". Immerhin zwei Holländernämlich haben im heidestädtischen GasthausQuartier bezogen.
"Trotzdem", sagt Renate Krüger, "haben wiruns natürlich mehr versprochen." Nicht zuletzt,weil zahlreiche Fußballfreunde aus den Niederlandenfür immerhin zehn Zimmer angefragt hatten,letztendlich aber nicht anreisten. "Das warfür uns schon sehr schlimm", fasste Frau Krügerzusammen. Inzwischen sei die Pension aberdennoch gut besucht, wenn auch nicht von Fansin orangenen Trikots.
Immerhin drei Gäste hingegen aus dem Landder Tulpen konnte gestern Helmut Henkel vermelden."Durch Bekannte", erklärte der Jüdenberger,"wurde uns das vermittelt." Nach dem Siegdes Oranje-Teams im Auftaktspiel sind dieGäste allerdings inzwischen jedoch schon wiederabgereist. "Sie wollen aber wiederkommen",sagte Pensionschefin Gisela Henkel, "wennsie in die nächste Runde kommen."
So gehört sie wohl zu der deutschen Minderheit,die wünscht, dass der zumindest fußballerischwenig geliebte Nachbar die Vorrunde übersteht:"Ich hoffe, dass sie es schaffen." Zu denabsoluten Gewinnern dieser Weltmeisterschaftwill sich Frau Henkel allerdings nicht zählen."Unser Haus wäre ohnehin voll gewesen", erklärtedie Jüdenbergerin, die sich dennoch freut,dass in der kleinen Gemeinde zumindest vorübergehendso etwas wie internationales Flair herrschte.