Eisschnelllauf-WM Eisschnelllauf-WM: Angriff der «alten Damen»
Berlin/dpa. - Claudia Pechstein vertraut beim Heimspiel auf dasspontane Comeback des «Goldschmieds», Daniela Anschütz-Thoms aufgewachsene Sprint-Qualitäten: Die «alten Damen» wollen am Wochenendebei den Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Berlin noch einmal zumAngriff auf die Medaillen blasen. Mit einem Überraschungscoup hatsich Claudia Pechstein noch einmal den Beistand ihres ErfolgstrainersJoachim Franke auf dem Eis gesichert. «Er gibt mir den letztenMotivationskick», äußerte sich die Berlinerin vor ihrer zweitenMehrkampf-WM auf ihrer Hausbahn selbstbewusst.
Vor 15 Jahren war Pechstein schon bei der WM in Berlin-Hohenschönhausen dabei und sah als Neunte, wie Gunda Niemann 1993 mitStreckensiegen zwischen 1500 und 5000 Meter der Konkurrenz den Rangablief. Insgesamt achtmal stieg die Erfurterin auf den Thron derbesten Allrounderin. Eine Leistung, die ihr wohl auch in Zukunft wohlkaum eine nachmachen kann.
Nicht dabei ist in Berlin die dreimalige Mehrkampf-WeltmeisterinAnni Friesinger, die 2005 letztmals die Krone nach Deutschland holte,seit dem Vorjahr aber die Konzentration auf die kürzeren Streckenbevorzugt. Seit 1980 haben deutsche Läuferinnen stets eine Medaillebei Mehrkampf-WM gewonnen. «Wenn wir 'Alten' aufhören, wird es imdeutschen Eisschnelllauf ganz schlecht aussehen», prophezeit die 35Jahre alte Pechstein schon jetzt das Ende dieser Ära.
«Ich hoffe, dass es vor meinem Publikum super läuft. Dann wirdauch das Resultat stimmen. Ich gehe ganz locker in den Wettkampf,denn ich habe ja nichts zu verlieren. Ich habe Medaillen aller Farbenin meinem Schrank und muss mir nichts beweisen», meinte diefünfmalige Olympiasiegerin. Zu Saisonbeginn hatte ihr eine Serie vonsechs vierten Plätzen auf ihren Paradestrecken arg zugesetzt. «DieFavoritin bin nicht ich. Und wenn es knapp wird, dann diesmalhoffentlich zu meinen Gunsten», sagte sie und spielte auf die knappverpasste Bronzemedaille bei der EM im russischen Kolomna an.
Für Joachim Franke war es überhaupt keine Frage, dem Wunsch seiner«Musterschülerin» nach individueller Betreuung nachzukommen. «Ichwollte niemand die Schau stehlen. Aber wenn Claudia das wünscht undniemand etwas dagegen hat, ist es für mich eine Ehre, noch mal aufdas Eis zu gehen», meinte der seit einem Jahr pensionierteErfolgstrainer. Sollte es tatsächlich mit einer Medaille klappen,wäre es die 52. für das Erfolgsgespann bei Olympischen Spielen, Welt-und Europameisterschaften. Bei ihren insgesamt 15 Starts bei derAllround-WM hat Pechstein bislang elfmal Medaillen (1/8/2) erkämpftund will kurz vor ihrem 36. Geburtstag das Dutzend voll machen.
Edelmetall ist auch das Ziel von Daniela Anschütz-Thoms. «Wenn maneinmal da oben gestanden hat, will man auch wieder dahin. AberPrognosen gebe ich nicht ab», meinte die 33-jährige Thüringerin. «Eswird ganz eng: Titelverteidigerin Ireen Wüst und die KanadierinKristina Groves sind für mich die Favoriten. Und dahinter gibt essechs, die in die Medaillenränge laufen können», fügte sie hinzu.Beim letzten Test in Erfurt lief sich die 500 Meter erstmals unter 40Sekunden und trumpfte auch über 1500 Meter stark auf. «Wenn dieungeliebten 500 Meter gut laufen, dann ist was drin», sagt ihrTrainer Stephan Gneupel. «Die WM wird auch mit dem Kopf entschieden.Insofern ist ein guter Auftakt wichtig», bestätigte er.