Eisschnelllauf Eisschnelllauf: Claudia Pechstein lässt nicht locker
Berlin/dpa. - IhrRechtsbeistand Simon Bergmann bestätigte am Montag der dpa einenAntrag an das internationale Sportgericht zur Wiedereröffnung derBerufungs-Verhandlung. Zuvor war bekannt geworden, dass dermaßgebliche Experte des Weltverbandes ISU, Pierre-Edouard Sottas,nicht mehr zu seinem Gutachten stehen soll.
«Dieser Antrag ist natürlich nur von Relevanz, wenn der CASClaudias Sperre bestätigen sollte. Vieles hängt nun allerdings vonden Aussagen von Sottas ab. Wir haben bereits versucht, mit ihmKontakt aufzunehmen, aber bisher hat er uns noch nicht geantwortet»,erklärte Bergmann der dpa. Sottas wollte wie auch der ISU-MedizinerHarm Kuipers auf dpa-Anfrage am Montag keine Stellung zu dem Fallnehmen. «Es wäre doch ein Leichtes für Sottas, sich öffentlich zuseinem Gutachten zu bekennen. Doch offenbar scheint er damit einProblem zu haben», sagte Pechstein-Manager Ralf Grengel. «Sollte derCAS wirklich die Absicht haben, Claudia zu sperren, wird er sich wohlzuvor mit Sottas in Verbindung setzen müssen», fügte er hinzu.
Die gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin hatte am Sonntagabendöffentlich gemacht, dass Sottas nach ihren Informationen nicht mehrim vollen Umfange zu seinem Gutachten steht. «Offenbar gibt es Angstbei der ISU, dass er sich auf meine Seite gestellt haben könnte»,sagte die 37 Jahre alte Berlinerin in der TV-Sendung «Sportplatz» desRundfunks Berlin-Brandenburg (RBB).
Pierre-Edouard Sottas, der Biomediziner des Anti-Doping-LaborsLausanne, hatte mit seiner Expertise maßgeblich dazu beigetragen,dass Pechstein am 1. Juli von der ISU wegen auffälligerRetikulozyten-Blutwerte für zwei Jahre gesperrt worden war. «Wirhaben uns bei der Anhörung vor dem CAS in Lausanne schon gewundert,warum Sottas, der ja in Lausanne wohnt, nicht dabei war und auch keinGrund für seine Abwesenheit angegeben wurde», sagte Pechstein undgeht somit von einer Vorspiegelung falscher Tatsachen durch die ISUaus, da das mehrere Monate alte Sottas-Gutachten auch in der CAS-Verhandlung am 22. und 23. Oktober eine wichtige Rolle spielte. «Ichhalte das für sehr fragwürdig», sagte sie.
Es sei eine wichtige Tatsache, wenn ein wichtiger Sachverständigeraufgrund neuer Informationen seine Haltung ändert, meinte Bergmann.«Wenn er dazu steht, was wir von verschiedenen Seiten gehört haben,wären völlig neue Fakten auf dem Tisch. Dann müssten sich die CAS-Richter Gedanken machen», begründete Bergmann seinen erneuten Antrag.Im RBB hatte Bergmann zuvor erklärt, sein «Vertrauen in dieSportgerichtsbarkeit habe sich in den letzten Wochen nicht geradeverstärkt.»
Gerd Heinze, der Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), reagierte erstaunt: «Mich hat sehr verwundert,dass die CAS-Richter die Abwesenheit von Sottas bei der Verhandlungso einfach zur Kenntnis genommen haben. Ich kann mir aber vorstellen,dass der Antrag auf das Urteil am Mittwoch wenig Einfluss habenwird», sagte er der dpa und fügte hinzu: «Sollte Claudia abergesperrt werden, könnte die Sache an Bedeutung gewinnen.» Kuipers,der Pechstein im Februar wegen erhöhter Werte aus dem WM-Rennengenommen hatte, geht gleichfalls von einem Urteil am Mittwoch aus,wollte aber kein Statement dazu abgeben und verwies auf eineangekündigte Erklärung der ISU-Spitze.
Pechstein, die als erste Sportlerin der Welt aufgrund von Indizienund ohne positiven Doping-Befund gesperrt worden war, geht weiter voneinem Freispruch aus. «Ich habe nicht gedopt, deswegen kann es nureinen Freispruch geben. Wenn ich aber dennoch gesperrt werde, werdeich kämpfen bis zum Letzten und vor das Schweizer Bundesgerichtgehen. Dort werden die Fehler der ISU sicher besser verstanden.» IhrVertrauen in die Sportgerichtsbarkeit sei jedoch schon jetzt restlos«verbrannt», gab Pechstein frustriert zu, nachdem der CAS das Urteilschon dreimal verschoben hatte, um eine exakte Begründungmitzuliefern. «Es ist ein Terror, was da mit ihr gemacht wird. Dasnervt enorm», erklärte Damen-Cheftrainer Markus Eicher.