Eiskunstlauf Eiskunstlauf: Olympia 2010 als Motivation
Dresden/dpa. - «Das lasse ich mir nicht entgehen. Ich muss gucken, wer mir den Titel wegnimmt», sagt der Weltmeisterschafts-Dritte von 2004, der die Saison komplett abgesagt hat. Seit Jahren kämpft der Erfurter gegen den Verschleiß und die Begleiterscheinungen an, die sich bei Eiskunstläufern mit dem Alter häufen: Probleme mit den Adduktoren, dem Rücken und langwierige Infektionen. Trotz seiner 27 Jahre will Lindemann vom Karriere-Ende aber nichts wissen.
«Ich komme zurück, mein Körper hat sich ausgeruht», sagt er mit Blick auf sein letztes großes sportliches Ziel: die Winterspiele 2010 in Vancouver. «Ich bin froh über das, was ich erreicht habe, aber ich kann mich auch zurückarbeiten», sagt der Sprungkünstler, der nach seiner Operation im November noch in der Rehabilitation ist. Die Phase der Frustration über die verpasste Saison hat er aber längst überwunden. «Natürlich ist ein Jahr ohne Wettkampf ein Rückschlag, aber nun habe ich keine Schmerzen mehr», führt der EM-Dritte von 2005 an. Statt Trübsal zu blasen, denkt er an sein erstes Sprungtraining in einigen Wochen und tüftelt an einem neuen Kurzprogramm. «Wer weiß, vielleicht gehe ich in die nächste Saison viel besser vorbereitet als die Konkurrenten.»
Seine Berliner Trainerin Viola Striegler steht dabei voll hinter ihm. «Stefan ist wie ein neuer Mensch», erzählt sie, «er ist keiner, der rumjammert. Schmerzfrei kann er neue Fahrt aufnehmen». Bereits im März hat der ehemalige Junioren-Weltmeister bei der WM in Tokio mit Platz zwölf bewiesen, dass er nach langer Verletzung zurückkommen kann. «Er gehört zu den Besten der Welt», ist Striegler sicher. Hinzu kommt, dass Zeitsoldat Lindemann alle Lehrgänge der Bundeswehr hinter sich gebracht hat und nun zwei Jahre lange wie ein Profi für Olympia trainieren kann.
Um neue Anreize zu bekommen, war der Thüringer in die Berliner Trainingsgruppe von Striegler gewechselt. Alle Kandidaten für den Titel in Dresden hat die forsche, aber herzliche Betreuerin unter ihren Fittichen: Die Brüder Martin und Peter Liebers sowie Clemens Brummer. Die Klasse eines Lindemann hat aber noch keiner. «Er ist ihr Vorbild. Wenn es geht, wollen sie sogar noch besser werden», sagt Striegler. International kann derzeit aber keiner in die Spitze laufen. Lindemann ist der einzige deutsche Hoffnungsträger für die nächsten Jahre. «Wenn es im Kopf stimmt, kann ein Sportler viel erreichen. Stefan muss nur den Körper wieder fit kriegen», lautet die Philosophie von Striegler.