1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Eishockey: Eishockey: DEL entzieht den Capitals die Lizenz

Eishockey Eishockey: DEL entzieht den Capitals die Lizenz

18.03.2002, 16:18

Berlin/Köln/dpa. - Der monatelange finanzielle Drahtseilakt derBerlin Capitals in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hat am Montagein abruptes Ende genommen. Die DEL-Gesellschafter entzogen denHauptstädtern ebenso wie den Moskitos aus Essen auf ihrer Tagung inKöln zum 30. April die Lizenz und schlossen beide Clubs ab demkommenden Winter bis auf weiteres aus dem DEL-Geschehen aus.

Während die Entscheidung gegen Essen wegen des bereits laufendenInsolvenzverfahrens erwartet wurde, kommt sie für die Capitalsangesichts der noch nicht eröffneten Insolvenz etwas überraschend,fiel mit 14:0-Stimmen aber klar aus. In der DEL-Mitteilung war von«wichtigen Gründen» die Rede. DEL-Pressesprecher Andreas Ulrichergänzte, der Club habe Zusagen hinsichtlich Bürgschaften nichteingehalten und mit seinen Problemen dem Erscheinungsbild der Ligaschon seit fast einem Jahr «nicht gut getan». GeschäftsführerThorsten Weck und Marketing-Direktor Lorenz Funk wollten in Köln zumwiederholten Mal Sanierungskonzept vorlegen.

Offensichtlich riss den Verantwortlichen nach dem Lizenztheatervor diesem Winter und den ständigen finanziellen Turbulenzen währendder Saison der Geduldsfaden. Für Michael Müller, den Bevollmächtigtenvon Hauptgesellschafter Egon Banghard, ist der Lizenzentzug jedochein Verstoß gegen die DEL-Statuten. «Man hätte uns die Lizenz erstbei der Eröffnung des Insolvenzverfahrens entziehen dürfen. Wirwerden die Sachlage prüfen und dann entsprechende Schritte dagegenunternehmen, beim Schiedsgericht und möglicherweise auch beiordentlichen Gerichten», sagte Müller am Montag.

Am Dienstag werden sich die Capitals-Verantwortlichen mitInsolvenzverwalter Michael Kühnel treffen und beraten, ob dieInsolvenz noch abgewendet werden kann. Müller musste zugeben, dassauf den von ihm verwalteten Treuhandkonto nicht genügend Geld zurDeckung der Verbindlichkeiten vorhanden ist. Die Spieler wartenderzeit noch auf das Februar-Gehalt. Die Angestellten derGeschäftsstelle haben ihre Bezüge erst bis Dezember 2001 erhalten.Der aktuelle Schuldenstand soll sich auf 770 000 Euro belaufen.

Müller schließt aber auch eine Intrige des Lokalrivalen EHCEisbären nicht aus, der mittelfristig in die noch zu errichtende neueMehrzweck-Arena am Ostbahnhof umziehen soll. Sie wird von deramerikanischen Anschutz-Gruppe gebaut, die an der alleinigen Präsenzder Eisbären in der Halle interessiert sei, mutmaßte Müller.

Trainer Gunnar Leidborg zeigte sich vor allem enttäuscht für dieMannschaft, die sich während der Saison mit Hochachtung geschlagenhabe. Dass ab Freitag in der Deutschlandhalle noch die maximal siebenSpiele umfassenden Play-Downs gegen Schwenningen gespielt werdenmüssen, ist für ihn «völliger Schwachsinn. Keine Lizenz, kein Geld,keine bezahlte Wohnung. Was soll dabei rauskommen?»

Für die Capitals geht mit dem Lizenzentzug eine 14-jährige Präsenzin der Bundesliga und der DEL zu Ende. Der Club war als Nachfolgerdes am 29. April 1983 in Konkurs gegangenen BerlinerSchlittschuhclubs gegründet worden und firmierte zunächst als BSCPreussen, später dann als Preussen Devils.