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Ein Roßlauer Urgestein wird 80

Von Grit Lichtblau 14.08.2006, 16:39

Roßlau/MZ. - Horst Pfefferkorn feiert seinen 80. Geburtstag. Sohn, Schwiegertochter und Enkel sind schon da. In wenigen Minuten werden die ersten Gäste kommen. Darunter auch der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Schmieder. Er bringt neben Glückwünschen die Ehrennadel der Stadt für Horst Pfefferkorn mit. Damit wird sein jahrelanges Engagement als Stadtrat, als 1. Beigeordneter und als sachkundiger Einwohner gewürdigt. Eine Ehrung, die er gern annimmt, ist sie doch Beweis dafür, dass auch die Stadt zu schätzen weiß, wenn sich Bürger über das normale Maß hinaus engagieren, sich einbringen - sachlich, mit Verstand.

Horst Pfefferkorn ist ein waschechter Roßlauer. Am 14. August 1926 in der Schifferstadt geboren und aufgewachsen, ging er zunächst aufs Gymnasium nach Dessau, wo er ein Notabitur ablegte. Er war Flakhelfer am Kornhaus, musste zur Wehrmacht, geriet in Gefangenschaft. In einem belgischen Kohlebergwerk wurde er verschüttet, schwer verletzt. 1947 dann die Rückkehr in seine Heimatstadt. Er begann im Eisenwarengeschäft des Vaters zu arbeiten. Zum Tanz ging es in Kurts Ballhaus. Dort lernte er seine Anni kennen. Zwei Söhne vergrößerten die Familie.

Doch der Familie Pfefferkorn erging es wie vielen Selbstständigen. Sie mussten ihr Geschäft notgedrungen an die HO abgeben. Horst Pfefferkorn wurde Verkaufsstellenleiter. "Obwohl ich nicht in der Partei war", betont der nun 80-Jährige. Es sei der Umgang mit den Kunden gewesen, der ihm bis zur Rente immer Spaß gemacht habe. Oft habe er kleine Jungs im Laden gehabt, die laut "Herr Pfeeeeeefferkorn" riefen. Jahre später kamen sie wieder als gestandene Männer.

1991 dann die wohlverdiente Rente. Da war er bereits seit einem Jahr Mitglied der SPD. "Die Wende", sagt Horst Pfefferkorn, "kam spät, aber nicht zu spät für mich." Ihn habe vor allem gereizt, beim Aufbau der Demokratie mitzuwirken, den anderen zu zeigen, dass man doch etwas drauf hat in punkto Entscheidungen, begründet er seine Motivation, sich als Stadtrat, schließlich als 1. Beigeordneter politisch zu engagieren. Bis heute schätzen die Roßlauer Stadträte seine Meinung, seinen Sachverstand und die Fähigkeit Streitfragen sachlich zu diskutieren. Da wunderte es nicht, dass die Parteifreunde beim 80. zu den ersten Gratulanten gehörten. Wenn Horst Pfefferkorn politisch nicht aktiv ist, was freilich nur selten vorkommt, dann ist er mit der Verwaltung seiner zwei Häuser und der Pflege des Gartens beschäftigt. Und einmal im Jahr geht's zum Klassentreffen des Gymnasiums.

"Ja, es war ein erfülltes Leben", sagt er und weiß mit seinen acht Jahrzehnten zu kokettieren: "Früh, wenn ich aufstehe, mache ich erstmal Inventur - alles dran, nichts tut weh, dann starte ich in den Tag". Dass derer noch viele kommen mögen, das wünschten ihm wohl alle, die an diesem Tag seine Hände schüttelten. Ach ja - einen Wunsch hat Horst Pfefferkorn auch noch. Er will mit seiner Anni noch eine Rheinrundfahrt machen.