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Ein großes Herz auf neuer Reise

Von Dirk Skrzypczak 28.04.2006, 20:37

Jüdenberg/MZ. - Jetzt residiert Frau Kröber mit ihrem Mann Heinz in zwei Liegestühlen unter einem Sonnenschirm und kämpft wie die anderen Erzieherinnen mit den Tränen. Die Füße stecken in zwei modellierten Brotlaiben - ein Geschenk der Kinder. Knirpse und die Kolleginnen haben sich zum Abschied ein kleines Programm ausgedacht. Der kleine Tom fächert unterdessen unablässig mit einem Pfauenauge Luft zu. Für die geplante Urlaubsreise im Juni nach Italien gibt es einen Präsentkorb. An einen Gingobaum - Symbol für Leben und Glück - knüpfen die Steppkes ihre Wünsche für die Kröbers.

"Seit 41 Jahren arbeite ich nun schon mit Kindern zusammen. 25 Jahre bin ich in Jüdenberg. Dieser Tag heute ist mein schwerster", gesteht die beliebte Leiterin. Tagelang habe sie nicht schlafen können. Immer wieder kreisten die Gedanken durch die vergangenen Jahrzehnte. Schöne und schwierige Zeiten habe sie erlebt, "weil man die Freuden und Sorgen von Eltern und Kindern zwangsläufig mit nach Hause nimmt." Gatte Heinz beschwerte sich nie. Im Gegenteil. Als "kleiner" Hausmeister reparierte er nicht nur Spielzeug, wurde zur guten Seele des Hauses.

Dabei hatte zunächst Bruder Zufall Regie geführt. Als Vertreterin für eine Erzieherin im Babyjahr war sie nach Jüdenberg gekommen und sollte eigentlich nach einem Jahr den Ort wieder verlassen. Doch das Schicksal wollte es anders, und Frau Kröber ist für jede Sekunde dankbar - auch für die schweren. Annett Kirk aus Möhlau wird von Gerda Kröber den Staffelstab übernehmen. "Eine bessere Chefin kann man sich nicht vorstellen. Sie wird uns allen fehlen", sagt die "Neue". Birgit Kliemann nickt. 21 Jahre hat sie an der Seite der Gräfenhainicherin mit dem scheinbar unendlich großen Herz gearbeitet. "Sie hat ihre Bedürfnisse immer zurück gestellt und wäre zur Not auch mit dem Kopf unter dem Arm in der Einrichtung erschienen."

An einem Tag wie diesem lässt sich selbstverständlich auch die Gemeinde nicht lumpen. Wolfgang Zemelka, amtierender Bürgermeister, bedankt sich für die "hervorragende Zusammenarbeit". Und was wird Gerda Kröber mit der freien Zeit ab heute anfangen? "Ich kümmere mich um meine Gesundheit. Außerdem bin ich nicht aus der Welt. Von der Bildfläche verschwinde ich nicht." Die kleine Lea drückt sich ganz fest an ihr Bein. Nein, in den Ruhestand will Frau Kröber hier niemand lassen.