Digiscoping Digiscoping: Kamera trifft Fernrohr

Frankfurt/Main/dpa. - Der Kauf teurer Teleobjektive ist nicht notwendig, um kleine Tiere formatfüllend abzulichten – dank Digiskopie, neudeutsch auch Digiscoping genannt.
Digiscoping bringt Kamera und Fernrohr zusammen. Wer beideskombiniert, erreiche leicht Kleinbildbrennweiten von weit mehr als 1000 Millimetern, sagt Constanze Clauß vom Photo-Industrie-Verband(PIV) in Frankfurt/Main. Die Digitalkamera wird dabei direkt hinterdas Okular des Fernrohrs montiert. Das Okular ist die hintere, kleineLinse, durch die der Betrachter mit dem Auge ins Fernrohr sieht.
Besonders gut eignen sich für die Digiskopie so genannte Spektive– einäugige Fernrohre. «Im Prinzip geht das aber mit jedem Fernglas»,sagt Frank Ullmann, der mit seiner Firma Orniwelt in Langgöns(Hessen) Vogelliebhaber mit der nötigen Technik versorgt. Gutgeeignet für die Zusammenarbeit mit einem Spektiv seien vor allemkleine Kompaktkameras mit einem möglichst kleinenObjektivdurchmesser. Schließlich muss die Kameraoptik das menschlicheAuge hinter dem Okular ersetzen und wie das Auge zum Okular passen.
Gerd Rossen, Digiscoping-Experte aus Saustrup bei Flensburg, hatdie besten Erfahrungen mit Kameras gemacht, die einDreifach-Zoomobjektiv haben. «Bei Kameras mit großen Zooms gibt esdagegen häufiger Probleme», sagt Rossen, der auch die InternetseiteNaturfotografie-digital.de betreibt. Bei den Okularen rät FrankUllman zu Linsen, die auch für Brillenträger geeignet sind: «Das Bilddes Okulars sollte möglichst weit nach hinten gelagert sein, damitdie Kamera es besser einfangen kann.»
Entscheidend für die Qualität der mittelsKamera-Fernrohr-Kombination gemachten Fotos ist die Verbindung derbeiden Geräte. «Für die meisten Spektive bieten die Herstellermittlerweile Adapter an», sagt Ullmann. Digiscoper Rossen arbeitetmit einem Adapter Marke Eigenbau: «Wichtig ist, dass der Raumzwischen Okular und Kameralinse möglichst klein ist.» Soll zwischenHochkant– und Querformat gewechselt werden, sei ein Adapter vonVorteil, mit dem sich die Kamera drehen lässt.
Das Fotografieren via Fernglas ist aber nicht nur für Besitzereiner Kompaktkamera von Interesse. Auch Spiegelreflexkameras findenAnschluss an Ferngläser und Spektive – allerdings auf andere Art undWeise als die kleinen Kompaktkameras. Und streng genommen ist es dannauch keine Digiskopie mehr: «Das Gehäuse der Spiegelreflexkamera wirdohne Objektiv mit Hilfe einer Abstandshülse direkt hinter das Okulargesetzt», erklärt Constanze Clauß. Das Scharfstellen erfolgt manuellam Spektiv, die Aufnahme mit Zeitautomatik bei festem Blendenwert.
So komfortabel wie das Fotografieren mit einer Spiegelreflexkamerasamt Teleobjektiv ist die Motivjagd mittels Digiscoping aber nicht.Kamera-Spektiv-Kombinationen sind verglichen mit Spiegelreflexkameraund Teleobjektiv sehr lichtschwach: Die Gefahr von Verwacklern -generell das Hauptproblem beim Fotografieren mit Teleoptiken – istbei der Digiskopie sehr groß.
Die Verbindungen zwischen Spektiv, Okular, Adapter und Kamerasollten deswegen trotz der gewünschten Flexibilität möglichst festsitzen. Um schneller schussbereit zu sein, baut Gerd Rossen seinGerät daher schon vor der Fotopirsch zusammen. Wenn er seine Motivenur beobachten will, benutzt er das Display der Kamera.
In Folge der Lichtschwäche kommen Digiskopie-Fotografen nicht ohneein Stativ aus. «Belichtungszeiten kürzer als 1/250 Sekunden sindmeist nicht möglich», sagt Rossen. Sinnvoll ist außerdem einFernauslöser. Ansonsten muss mit Hilfe der Selbstauslöser-Funktionfotografiert werden. Dann kann es aber passieren, dass sich das Motivschon aus dem Staub gemacht hat, wenn die Kamera auslöst.
Um kurze Belichtungszeiten zu erreichen, rät Constanze Clauß, dieEmpfindlichkeit der Kamera hoch einzustellen. Ebenfalls hilfreich istes, Motive im Sonnenlicht suchen. Der Lichtschwäche wegen eignet sichdie Digiskopie vor allem für Portraitaufnahmen ruhender Tiere – undan die gilt es so nah wie möglich heranzukommen: «Die Nähe zum Tierist durch nichts zu ersetzen», sagt Rossen, der am liebsten Singvögelaus sieben bis acht Meter Entfernung ablichtet.