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Die Windmühle von Neubukow zeigt Technikgeschichte

Von Katja Müller 29.06.2007, 10:54

Neubukow/dpa. - Die Galerie-Holländer-Windmühle von Neubukow mecklenburg-vorpommerischen Bad Doberan ist eine von nur zehn Mühlen ihrer Art, die es in Deutschland und den Niederlanden noch gibt. Das Besondere sind ihre Flügel, so genannte Bilausche Ventikanten.

«Diese Konstruktion geht auf den deutschen Ingenieur Kurt Bilau zurück», sagt Michaela Hönisch. Sie fühlt sich für das Erbe ihres Großvaters verantwortlich, der die Mühle 1942 erwarb. Bilau war Flugzeugkonstrukteur und nutzte seine Erfahrungen zum Bau dieser Ventikanten aus. Sie sind in Form und Funktion denen heutiger Windräder ähnlich. «Bilau hat vor 100 Jahren schon gesagt, dass künftige Windmühlen drei statt vier Flügel haben werden, weil das besser für die Ausbeute sei», erzählt Hönisch. Mit 24 Metern Spannweite gilt die Mühle als höchste ihres Typs. Ihre Flügel drehten sich am 12. Oktober 1889 erstmals und waren bis 1991 in Betrieb.

Das Städtchen Neubukow mit seinen 4400 Einwohnern liegt zwischen den Hansestädten Rostock und Wismar. «Berühmt wurde Neubukow vor allem wegen Heinrich Schliemann. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Markt an den berühmten Sohn unserer Stadt», erzählt Thorsten Semrau, Leiter des Ordnungs- und Sozialamtes. 1822 kam Schliemann im ehemaligen Predigerhaus zur Welt. Der Pfarrerssohn, Kaufmann und spätere Altertumsforscher wurde als Wiederentdecker Trojas bekannt. Eine Gedenkstätte an der Backsteinkirche erinnert in einer Ausstellung mit Originalfunden aus Troja an seine Verdienste.

Ein kleiner Weg schlängelt sich vom historischen Dorfkern mit dem plätschernden Hellbach den Mühlenhügel hinauf. Michaela Hönisch öffnet die Tür zur Mühle für jeden, der sich für die Geschichte des Baudenkmals interessiert. Auf der Treppe steht ein Mühlenstein. Sein Durchmesser hat handliche Unterarmlänge. «Das ist ein Modell, mit dem wir Kindern zeigen, wie aus Getreide Mehl wird.» Der Mühlenstein ist inzwischen Teil eines Lehrpfades mit dem Titel «Vom Korn zum Brot». «Wir wollen den langen Weg des Korns in die Mühle und bis zum Brot anschaulich machen», erklärt Hönisch. Die Mutter von vier Kindern weiß, wie schwer es ist, Kindern diesen Vorgang begreiflich zu machen: «Nicht alle Kinder wissen heute, wie Kuchen gebacken wird.»

Während Michaela Hönisch erzählt, klettert sie eine schmale, wackelige Holztreppe hinauf und steht bald in einem kleinen Raum. «Hier saß mein Großvater früher und hat sich aufgewärmt», erinnert sie sich. Die Mühle ist theoretisch voll funktionstüchtig. Ihre Flügel sind zwischen 25 und 70 Jahren alt. Das Flügelkreuz müsste aber erneuert werden. «Ich hänge sehr an der Mühle und möchte alles dafür tun, ihren Verfall aufzuhalten. Irgendwann sollen sich die Flügel wieder drehen und Korn zu Mehl mahlen», hofft Hönisch.

Informationen: Galerie-Holländer-Windmühle Neubukow, Michaela Hönisch (Tel.: 038294/783 51, Öffnungszeiten: täglich außer donnerstags von 10.00 bis 20.00 Uhr); Heinrich-Schliemann-Gedenkstätte, Am Brinck 1, 18233 Neubukow (Tel.: 038294/166 90, Öffnungszeiten von Mai bis September: dienstags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr, samstags und sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr).

Weitere Informationen über die Windmühle in Neubukow: www.windmuehle-neubukow.de

Informationen über die Stadt Neubukow: www.neubukow.de