Die Odenwaldschule in Ober-Hambach Die Odenwaldschule in Ober-Hambach: Ganzheitliche Erziehung «vom Kinde» aus
HALLE/MZ. - Ausgehend von den Gedanken der Jugendbewegung setzten die Gründer Paul und Edith Geheeb auf eine ganzheitliche Erziehung "vom Kinde aus".
Das heißt, anstelle von Zucht und Drill sollten Lehrer auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Schutzbefohlenen eingehen und die freie Entfaltung fördern.Zum Leitspruch wurde Geheebs Gedanke "Werde, der du bist".
Prinzipien der antiautoritären Erziehung wurden hier im Grunde schon lange vor der eigentlichen Erfindung des Begriffs praktiziert. 1963 wurde die OSO zur Unesco-Projektschule. Sie gilt heute als Vorzeige-Institution der Reformpädagogik. Die zurzeit 225 Schüler, davon 200 Internatsschüler und 25 Externe, leben in sogenannten Familien in naturnaher Umgebung. Die Klassenstärke liegt bei 16 Mädchen und Jungen. Der Klassenlehrer fungiert offiziell als "Familienoberhaupt" und lebt Tür an Tür mit seinen Schülern. Ein Internatsplatz kostet zurzeit 2220 Euro im Monat.
Prominente Ex-Schüler sind der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit und die Journalistin und Moderatorin Amelie Fried. Auch der Schriftsteller Klaus Mann (1906-1949), der Ex-DDR-Kulturminister Klaus Gysi (1912-1999) und die Unternehmerin Beate Uhse (1919-2001) besuchten die Odenwaldschule.
Gegen Gerold Becker, den ehemaligen Leiter der OSO, ermittelte die Staatsanwaltschaft Darmstadt 1999 wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Das Verfahren wurde wegen Verjährung eingestellt. Mit einem Internet-Blog wollen die von Gerold Becker und weiteren ehemaligenLehrern missbrauchen Schüler mit weiteren Betroffenen ins Gespräch kommen.