Diana-Untersuchung eröffnet
London/Straßburg/dpa. - Zehn Jahre nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana und Dodi Al-Fayed hat jetzt ein Gericht die endgültige Klärung des Falles in die Hand genommen. Zum Auftakt der mit Spannung erwarteten gerichtlichen Untersuchung rief der Vorsitzende Richter dazu auf, endgültig einen Schlussstrich unter die tragischen Ereignisse zu ziehen.
Die Familien der Getöteten wünschten «den Abschluss dieser Tragödie», sagte Lord Scott Baker vor der Jury. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg wies unterdessen eine Beschwerde von Dodi Al-Fayeds Vater, Mohammed Al Fayed, über die Untersuchung des Unfalltodes seines Sohnes und der Prinzessin ab.
In London sollen elf unter Polizeischutz stehende Geschworene in den kommenden Wochen und Monaten Beweismaterial prüfen und zahlreiche Zeugen hören. Dann sollen sie entscheiden, ob der Autounfall, bei dem Diana und ihr Freund Dodi am 31. August 1997 in Paris ums Leben kamen, tatsächlich die Schuld des Fahrers war - oder das Ergebnis eines Mordkomplotts.
Dodis Vater Mohammed Al Fayed appellierte an die Geschworenen, unbeirrt nach der Wahrheit zu suchen. Er vertrat erneut seine These, dass die Prinzessin und sein Sohn Opfer einer Verschwörung wurden. «Ich hoffe, dass die Mörder und Gangster gefunden werden, die zwei unschuldige Leben vernichtet haben», erklärte er bei seiner Ankunft vor dem Londoner Gericht. In Straßburg hatte er über die Dauer der Ermittlungen und die unbefriedigende Behandlung seiner Beschwerde durch die französische Justiz geklagt. Die Straßburger Richter betonten am Dienstag: «Nichts lässt den Schluss zu, dass die Ermittlungen nicht sorgfältig genug geführt worden sind.» Die Umstände des Todes von Dodi Al-Fayed seien eindeutig festgestellt worden.
Baker sagte in London, die gerichtliche Untersuchung stehe «wie noch keine zuvor unter Beobachtung der Öffentlichkeit». Die Geschworenen dürften sich davon nicht ablenken lassen. Sie sollten unter anderem die Fotos von dem Unfall prüfen. «Sie müssen entscheiden, ob die Art und Weise des Aufpralls jemals im Vorfeld geplant hätte sein können.» Die Geschworenen werden auch ein für alle Mal klären müssen, ob Diana schwanger war und ob der Fahrer Henri Paul, der bei dem Unfall ebenfalls ums Leben kam, betrunken war. Die Untersuchung soll bis zu sechs Monate lang dauern.
Al Fayeds Sprecher Michael Cole sagte, dass der Richter «höchst umstrittenes» Material erwähnt und eine «Spur der Befangenheit» gezeigt hätte. Al Fayed, der Besitzer des Pariser Hotels Ritz und des Londoner Kaufhauses Harrods, strebt weiterhin die Befragung der Queen und anderer Mitglieder des Königshauses an.
Al Fayed wolle erreichen, dass Königin Elizabeth II. sich zu angeblichen Äußerungen gegenüber dem früheren Diana-Diener Paul Burrell erklärt, berichtete die Zeitung «Daily Mail». Nach Angaben Burrells hatte die Queen kurz nach Dianas Tod zu ihm gesagt, in Großbritannien seien «Mächte am Wirken, von denen wir keine Ahnung haben». Die Untersuchung sei die «letzte Chance, die unverfälschte Wahrheit» herauszufinden, sagte Cole. Die Queen habe «unvergleichliches Wissen» über Dianas Seelenzustand gehabt.
Die Anwälte Al Fayeds wollen nach Medienangaben zudem die Befragung von Dianas Ex-Mann Prinz Charles sowie ihres Ex- Schwiegervaters Prinz Philip erreichen. Dodis Vater hatte mehrfach erklärt, Diana und sein Sohn seien Opfer eines von Prinz Philip eingefädelten Mordkomplotts geworden. Dianas Söhne, die Prinzen William und Harry, werden vor Gericht von ihrem Privatsekretär Jamie Lowther-Pinkerton vertreten. Die Prinzen hatten zuvor erklärt, sie hofften auf eine «faire und transparente» Untersuchung, nach deren Abschluss ihre Mutter endlich in Frieden ruhen könnte.
Grundlage der Untersuchung vor dem Obersten Gericht in London sind vor allem Berichte der französischen Polizei und von Scotland Yard. Darin machen die Ermittler Henri Paul, den Fahrer des Wagens von Diana und Dodi, für den Unfall verantwortlich. Er soll betrunken gewesen und zu schnell gefahren sein. Baker sagte, Paul sei rund 105 Stundenkilometer gefahren - und damit etwa doppelt so schnell wie erlaubt - bevor er gegen den Pfeiler prallte.
Die Anwälte von Pauls Eltern, die an der Gerichtsuntersuchung beteiligt sind, bezweifeln die Schuld des Fahrers, der ebenfalls bei dem Unfall umkam. Sie wollen «Widersprüche» klären lassen, die sich aus ihrer Sicht bei der Feststellung der angeblichen Trunkenheit des Fahrers ergaben.
Kommenden Montag sollen die Geschworenen gemeinsam mit Richter Baker zu der Unfallstelle nach Paris reisen. Die Kosten der Untersuchung, die auf sechs Monate veranschlagt wurde, werden auf umgerechnet 15 Millionen Euro geschätzt.