Deutschland Deutschland: Arne Friedrich wie der junge Maldini

Glasgow/dpa. - Ausgerechnet am Ende einer märchenhaft verlaufenen Saison stottert der Motor, doch Aufsteiger Arne Friedrich will allen Widrigkeiten zum Trotz in Glasgow noch einmal Vollgas geben. In Rekordtempo war der 24 Jahre alte Wahl-Berliner bei Hertha BSC und auch bei Rudi Völler zur Stammkraft geworden. Nach dem Test- Länderspiel gegen Kanada (4:1), bei dem Friedrich ungewohnte Schwächen zeigte, räumte der Aufsteiger aber ein: «Zum Ende spüre ich schon die größere Belastung.»
Völler zog den Jungstar aus dem Verkehr, verordnete gegen «fehlende Frische im Kopf» und «kleine Wehwehchen» intensive Pflege und Trainings-Reduzierung. «Er konnte ein bisschen durchatmen, um den Akku wieder aufzuladen», sagte der DFB-Teamchef am Donnerstag. Und zuletzt habe er auf dem Trainingsplatz schon wieder gemerkt, «dass er wieder der Arne Friedrich ist, den wir die gesamte Saison gesehen haben», urteilte der Förderer Völler über seinen Rohdiamanten.
Friedrich, vor Jahresfrist noch Zweitliga-Kicker, spielte 38 Pflichtspiele bei Hertha durch, 3420 Minuten ohne Unterbrechung, dazu sieben Länderspiele. «Ich habe überwiegend vernünftige Spiele abgeliefert, deshalb ist das Fazit sehr positiv für mich», kommentierte der Jung-Nationalspieler seine erste Saison in der ersten Klasse. «Nie hätte ich gedacht, dass es so gut läuft.»
Die Experten lobten, die Hertha-Verantwortlichen rieben sich entzückt die Hände: Friedrich spielt und spielt und spielt wie ein Routinier. Berlins Trainer Huub Stevens verglich den Aufsteiger der Saison schon mit dem jungen Paolo Maldini, Hertha-Manager Dieter Hoeneß traut ihm ganz Großes zu - und Völler ordnet den schnellen Verteidiger bereits in die Kategorie Stammpersonal ein, setzt auch im Glasgower Hampden Park voll auf den gebürtigen Ostwestfalen.
Dennoch wehrt sich Friedrich heftig: «Ich kann das Gerede vom Shooting Star nicht mehr hören. Es gibt viele junge Spieler, die in dieser Saison mit Leistung überzeugt haben.» In erster Linie hätten er und andere Spieler seiner Generation wie Hinkel, Kuranyi, Freier und Lauth vom Umdenken in den Vereinen profitiert, die bei leeren Kassen verstärkt auf die Jugend setzen. «Die Vereine haben aber auch davon profitiert, dass sich die jungen Spieler zeigen können. Das war in den vergangenen Jahren nicht so», meinte Friedrich und schloss an: «Es liegt dann an jedem selbst, was er daraus macht.»
In elf Monaten hat der Ex-Bielefelder schon eine Menge daraus gemacht. Doch Friedrich betonte: «Ich bin noch längst nicht da, wo ich sein kann.» Schlagzeilen um ein mögliches Interesse des FC Bayern an ihm lässt der Jungstar abprallen, die hohen Erwartungen im Hinblick auf die EM 2004 und die WM 2006 schiebt er zur Seite: «So weit möchte ich gar nicht denken», erklärte Friedrich und verwies auf das Schicksal von Sebastian Deisler. «Der war vor der letzten WM auch der große Hoffnungsträger.»