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Deutsche Turn-Meisterschaften Deutsche Turn-Meisterschaften: Fabian Hambüchen ist alter und neuer Deutscher Meister

Von Frank Thomas 03.09.2006, 15:32

Stuttgart/dpa. - «Nach dem Sprung hatte ich riesig Bammel, ob ich es überhaupt noch schaffen kann. Da war die Nervosität doch schon relativ groß», meinte der 18 Jahre alte Top-Favorit nach einem dramatischen Duell gegen «Nobody» Philipp Boy aus Cottbus, der sich bis zum letzten Gerät keinen Fehler leistete und vor Hambüchens Paradegerät mit 0,9 Punkten die Konkurrenz anführte.

Am Reck aber wurde der 19-Jährige mit dem Druck noch nicht fertig, musste absteigen und am Ende mit Platz drei (86,55) auch noch hinter Eugen Spiridonov (Bous/87,10) zufrieden sein. «Natürlich ist die Enttäuschung groß. Ich hatte es in der Hand, Meister zu werden. Ich habe es Fabian am Ende zu leicht gemacht», sagte der Newcomer, der von Cheftrainer Andreas Hirsch auch prompt in die WM-Riege berufen wurde. «Der Reck-Absturz war das Beste, was uns mit Blick auf die WM passieren konnte. Er hat es nicht geschafft, weil er seine Kräfte noch nicht kontrollieren konnte», versuchte Hirsch, seinen Riegen-Neuling nicht gleich auf Wolke 7 abheben zu lassen.

Die WM-Riege wird natürlich von Vorturner Hambüchen angeführt. «Es gab eine schwierige Position bei der Nominierung: Die von Fabian Hambüchen», scherzte Hirsch, stellte aber sofort klar: «Er ist Frontmann und Rückgrat zugleich.» Auch die Routiniers Spiridonov, Robert Juckel (Cottbus) und Thomas Andergassen (Stuttgart) haben vorzeitig ihren Platz in dem Sextett sicher. Über die letzte Position entscheidet Hirsch erst nach dem Länderkampf am 23. September in Bad Nauheim gegen Weißrussland und die Schweiz.

Hambüchen, der mit 89,15 Punkten seinen neunten Meistertitel erkämpfte, konnte erneut seine Schwächen am Seitpferd nicht verbergen und leistete sich zudem beim Sprung einen Schritt zur Seite, womit seine Ausnahmestellung unter den deutschen Turnern ein wenig ins Wanken geriet. «Ich könnte jetzt umkippen und pennen», meinte er nach dem harten Kampf gegen 22.00 Uhr. Arg heftig war der Stress der letzten Tage mit dem Beginn der 13. Klasse und einem dennoch erhöhten Trainingspensum von bis zu fünf Stunden pro Tag. Hambüchen spendete dann auch dem Rivalen fair seinen Respekt: «Es ist unheimlich schade für Philipp, ich hätte es ihm gegönnt. Er ist auf jeden Fall eine Verstärkung für unsere WM-Riege.»

Auf vorerst vier Namen für die deutsche Frauen-Riege legte sich Cheftrainerin Ulla Koch fest. Die überlegene Vierkampf- Meisterin Daria Bijak (Köln), Kim Bui (Tübingen), Jenny Brunner (Chemnitz) und Heike Gunne (Wetzlar) bilden das Gerüst des Teams für Aarhus. In die Vorbereitung gehen weitere fünf Frauen, aus denen die letzten beiden WM-Starterinnen ausgewählt werden. «Unser Ziel ist die Qualifikation für die WM 2007 in Stuttgart», gab die Chefin als Ziel aus. Für die Riege heißt dies, in Aarhus unter die besten 24 Teams zu kommen.