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Der Thermalsee im ungarischen Hévíz

Von Tobias Wiethoff 29.10.2004, 07:51

Hévíz/dpa. - Kaum irgendwo lässt es sich schöner kuren als im Thermalsee des Städtchens Hévíz in Ungarn. Umfangen von vielfarbigen Seerosen, treiben die Badegäste in den Gummischläuchen dahin. Das warme Wasser verrichtet unterdessen seine heilende Wirkung an ihnen.

Kälter als 24 Grad wird der See auch im Winter nie. Aus den Dampfwolken, die bei kühlem Wetter die Oberfläche bedecken, ragt wie eine Fata Morgana das nostalgische Badehaus mit seinen vier spitzen Ecktürmchen auf. Der märchenhafte Anblick dieses Ensembles reicht aus, körperliche Gebrechen zumindest für den Moment vergessen zu machen. Wer nachhaltigere Effekte wünscht, sollte ein bis drei Wochen bleiben, raten die Kurärzte.

Mit einer Ausdehnung von fast viereinhalb Hektar bildet die Quelle den größten natürlichen Thermalsee Europas. Ihr radioaktives, schwefel- und mineralhaltiges Heilwasser hilft gegen Rheuma und, als Trinkkur verabreicht, gegen Erkrankungen des Magen- und Darmtrakts. Der aufsteigende Dampf schmiert die Atemwege. Aber das Wasser ist es nicht allein: Der Boden des Sees ist meterdick mit Heilschlamm bedeckt. Bis zum Oberschenkel kann man sich darin eingraben. Die heißen Quellen wälzen den See permanent um, so dass die Kurgäste zusätzlich eine kostenlose Unterwassermassage erhalten. Es ist, als hätte ein Designer neuzeitlicher Wellnessbecken den See konzipiert.

Der Badebetrieb in Hévíz geht auf das Jahr 1795 zurück. Damals errichtete Graf György Festetics, der damalige Grundbesitzer, das erste Badehaus. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden die Anlagen ausgebaut - Hévíz entwickelte sich zur Konkurrenz zu den berühmten Heilbädern Europas. Das heutige Badehaus stammt allerdings trotz seines romantischen Äußeren aus neuerer Zeit: Es wurde 1989 eingeweiht, nachdem ein Brand den Vorgängerbau zerstört hatte. Gründerzeitliches Flair ist deshalb von den Behandlungskabinen nicht zu erwarten, dafür eine moderne medizinische Ausstattung.

Modern ist auch das Gesicht der Ortschaft Hévíz. Sie verdankt ihre Existenz einzig den Hunderttausenden von Gästen, die jährlich zur Kur kommen, die große Mehrzahl aus Deutschland und Österreich. In den siebziger Jahren wurde ein Hotelkomplex nach dem anderen hochgezogen. Im Gegensatz zum Badehaus ist bei diesen Unterkünften das Innere meistens ansprechender als das Äußere. Immerhin verfügt das Städtchen über sechs Vier-Sterne-Hotels.

Anschluss an westliche Wellness-Standards erhielt Hévíz, als dort 1996 die «Lotus Therme» der österreichischen Rogner-Gruppe eröffnete. Ihre Heilbecken werden von den Quellen des Thermalsees gespeist. Doch zum Angebot zählen auch Anwendungen eher ortsuntypischer Art: finnische Sauna, Gartensauna, Aroma-Lichtsauna, Laconium und Caldarium. Das 230 Zimmer zählende Haus erreicht inzwischen den höchsten Logieumsatz eines ungarischen Hotels außerhalb von Budapest.

So viel Gutes sich vom Hévízer Wasser auch sagen lässt - es hat einen Nachteil: Seine Inhaltsstoffe kurieren den Organismus, belasten ihn aber auch. Mehr als eine Stunde am Tag sollte man darin nicht verbringen. Wer einmal ausgiebig schwimmen möchte, kommt in Hévíz trotzdem auf seine Kosten, und das nicht nur in den Hotelpools: Sechs Kilometer vom Ort entfernt beginnt der Plattensee.

Informationen: Ungarisches Tourismusamt, Neue Promenade 5, 10178 Berlin (Info-Telefon: 01805/14 01 50 für 12 Cent pro Minute, Fax: 030/24 31 46 13).

www.ungarn-tourismus.de