Der singende Segelflieger
Oppin/MZ. - "Manchmal singe ich auch hoch oben in der Luft", bekennt sich Flugsportler Jean Löffler schmunzelnd zu seiner zweiten Leidenschaft. Allerdings nur, fügt der Fluglehrer erklärend an, wenn er allein in dem Segelflieger oder Motorsegler sitzt. Denn die wenigsten seiner Schüler wissen von seinen früheren Höhenflügen.
Vor der Wende war die Schlagerbranche Löfflers Metier. Zusammen mit einer befreundeten Sängerin stürmte er als Duo "Ute und Jean" die DDR-Hitparaden. Alte Zeitungsausschnitte und eine Amiga-Platte an der Wand der Heimstätte des Flugsportvereins in Oppin zeugen davon. Drei "Silberne Bong" gab es für die zwei Himmelstürmer, u.a. für den Song "Halt mich". "Damit haben wir sogar die Phudys und Karat aus dem Fernseh-Wettbewerb geworfen", erzählt Löffler.
Und trotzdem war die Musik nicht die erste große Liebe des singenden Fliegers oder auch fliegenden Sängers. "Eigentlich wollte ich schon immer Pilot werden wie mein Vater", erzählt der 55-Jährige. Dieser Traum blieb lange unerfüllt. Wegen seiner Westverwandtschaft kam es für den in Belgien geborenen und 1951 mit seiner Familie nach Halle gezogenen jungen Mann in der Gesellschaft für Sport und Technik zur Bruchlandung. Also ging Löffler erst in die Volksbildung und weihte die Schüler in die Geheimnisse der Physik und Polytechnik ein, bevor er schließlich seine goldene Stimme versilberte.
Ein Urlaubs-Rundflug kurz noch der Grenzöffnung entfachte bei dem mittlerweile in Zöberitz ansässigen Löffler jedoch wieder das alte Feuer. "Seitdem bin ich beim FSV in Oppin", sagt der Schwarzschopf. Längst hat er alle Lizenzen (auch die eines Berufspiloten) in der Tasche, arbeitet hauptberuflich als Flugleiter auf dem Tower und besitzt seit kurzem sogar eine eigene kleine Flugschule. Und dennoch nimmt sich der Vater einer elfjährigen Tochter die Zeit, ehrenamtlich im Verein als Ausbilder mitzuwirken. "Meine Arbeit als Lehrer hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich fliege ja auch sehr gern. Da bot es sich förmlich an, das eine mit dem anderen zu verbinden", erklärt Löffler sein Engagement.
Eines will sich der Sportler trotz der knappen Zeit in dieser Saison noch gönnen: "Einen ordentlichen Streckenflug so bis zu 500 Kilometern." Die 3 000 Flugstunden und 12 000 Starts und Landungen, die bislang in seinen Büchern stehen, sollen längst nicht das Ende sein. "Ich habe noch viele Ziele", bedauert Löffler, dass der Tag nur 24 Stunden hat.