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Der lange Weg zum Papst

22.09.2011, 20:35

HALLE/BERLIN/MZ/DPA. - Die Reise zum Papst wird schwieriger. Rund 5 000 Pilger, die aus Richtung Halle per Bahn zum heutigen Papstgottesdienst in Etzelsbach (Thüringen) kommen, müssen mit zusätzlichen Hindernissen rechnen. Nach einem Zugunglück in Bleicherode müssen sie nach Angaben der Bahn Teile der Strecke mit Bussen zurücklegen. Zehn Busse stehen zur Verfügung, damit seien die "Kapazitäten deutlich geringer als ursprünglich geplant".

Die Bahn empfiehlt zudem Pilgern aus Richtung Berlin und Magdeburg, über Hannover anzureisen. Besucher des Papstgottesdienstes sollten für ihre Anreise mehr Zeit einplanen, sagte Organisator Peter Kittel. "Der frühe Pilger sieht den Papst", fügte er hinzu. Insgesamt werden mehr als 70 000 Teilnehmer zu der Marienvesper mit dem Papst erwartet.

Im Bahnhof von Bleicherode waren am Mittwochabend zwei Güterzüge zusammengestoßen. Dabei gingen zwei Kesselwagen und eine Lok in Flammen auf. Nicht betroffen von dem Unglück 35 Kilometer östlich von Etzelsbach seien die Anreise-Routen aus Richtung Kassel und Erfurt sowie die Pendelzüge, die von Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis verkehren. Sie halten südlich der Wallfahrtskapelle an zwei Haltepunkten, von dort aus geht es zu Fuß zum wenige Kilometer entfernten Gottesdienstfeld.

Papst Benedikt XVI. hat derweil zum Auftakt seines Besuchs in Deutschland davor gewarnt, die christlichen Wurzeln Europas zu kappen. Menschenrechte, Menschenwürde und die Gleichheit aller Menschen seien Ideen, die in der Überzeugung eines Schöpfergottes wurzelten, sagte er vor dem Bundestag.

Das Kirchenoberhaupt rief die Politiker auf, ihr Eigeninteresse hinter das Gemeinwohl zu stellen. "Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen." In seiner mit Spannung erwarteten Rede würdigte er die Ökologiebewegung, die ein Schrei nach frischer Luft sei, der nicht überhört werden dürfe. Auf Bezüge zur aktuellen Politik oder zu den Missbrauchsfällen in der Kirche verzichtete der Papst.

Zuvor hatte Benedikt XVI. zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Religion beklagt. Freiheit brauche aber die Rückbindung an eine höhere Instanz, sagte er im Garten von Schloss Bellevue, wo ihn am Vormittag Bundespräsident Christian Wulff begrüßt hatte. "Willkommen zu Hause, Heiliger Vater", sagte Wulff. Das katholische Kirchenoberhaupt komme in ein Land, "dessen Geschichte und Kultur eng verflochten sind mit dem christlichen Glauben und dem Ringen um diesen Glauben", sagte der Präsident vor 1 100 geladenen Gästen. Die Bundesrepublik sei aber auch ein Land, "in dem der christliche Glaube sich nicht mehr von selbst versteht, in dem die Kirche ihren Ort in einer pluralen Gesellschaft neu bestimmen muss".

Der Papst war am Nachmittag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammengekommen. Ein Thema sei die Lage auf den Finanzmärkten gewesen, sagte Merkel anschließend. Sie seien einig gewesen, dass die Politik die Kraft haben müsse, zu gestalten und nicht getrieben werden dürfe.

Am Abend feierte Papst Benedikt XVI. im Berliner Olympiastadion mit 61 000 Menschen eine Messe. Seiten 2, 4 und 5