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DDR-Nationalspieler DDR-Nationalspieler: 28 Jahre für einen Handball-Sieg

Von Michael Pietsch 01.07.2008, 19:06

Halle/MZ. - Böhme, heute 59 Jahre alt, war in den 70er Jahren einer der besten Handballer der DDR. Doch kurz vor Olympia 1980 wurde er wegen angeblich geplanter Republikflucht zur Unperson erklärt und aus Nationalteam sowie seinem Klub SC Empor Rostock geworfen. Erst diese Woche Montag reichte ihm der Verein die Hand. 236 Mitglieder des heutigen Zweitligisten HC Empor stimmten für die Rehabilitierung des 192-fachen Nationalspielers. Einstimmig. Und sie bieten ihm die Ehrenmitgliedschaft an.

"Mit dem Klub selbst hatte ich niemals ein Problem", betont Böhme, der seit fünf Jahren in Basel lebt und dort ein Jugendteam trainiert. Die Vergangenheit konnte er nicht aufarbeiten. Sein Fall habe "nie jemanden interessiert. Zumal alle Stasi-Akten über mich verschwunden sind. Erst seit es ein Buch über mein Leben gibt, schlagen die Wellen hoch". Die wahren Gründe für seine Ächtung liegen auch für ihn bis heute im Dunkeln. Er kann nur Vermutungen anstellen: aufgeflogene Tagebuchaufzeichnungen über Doping im DDR-Handball oder ein Abwerbeversuch des THW Kiel im Jahr 1980. Die Rehabilitierung tut Böhme gut. In vier Wochen will er seinem Geburtsort Heringsdorf und Rostock einen Besuch abstatten. Vielleicht auch dem Handballklub.