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Datenvernichtung Datenvernichtung: Gelöscht ist nicht gelöscht

Von Timo Schillinger 21.10.2007, 18:42

Halle/MZ. - Damit gehen zwar die Informationen, mit denen gespeicherte Dateien lokalisiert und vor Überschreiben geschützt werden, verloren, die Ursprungsdaten jedoch nicht.

Ähnlich verhält es sich beim Formatieren einer Festplatte, wenn also der komplette Datenträger gesäubert werden soll. Die vordergründig gelöschten Dateien sind zwar nicht mehr auffindbar, tatsächlich aber noch gespeichert - und geraten oft ungewollt und unvermutet in fremde Hände.

Den erschreckenden Beweis liefert eine aktuelle Studie der Softwarefirma O & O. Im Rahmen der Untersuchung wurden über einen Zeitraum von 18 Monaten insgesamt 400 gebrauchte Datenträger bei einem Internetauktionshaus ersteigert und anschließend analysiert. Das Ergebnis: Rund zwei Drittel der Speichermedien enthielten zum Teil hochbrisante private Daten - von Anschreiben an Ämter, ausführlichen Lebensläufen bis hin zu intimen Fotos. Lediglich 33 Prozent der untersuchten Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks und Digitalkameras waren sicher gelöscht, so dass keine Daten wieder hergestellt werden konnten.

Zum Vergleich ersteigerten die Experten in den USA 80 Festplatten, auf denen sich ebenfalls brisante Daten fanden, darunter militärische Informationen und Fotos. "In den falschen Händen könnten diese Daten ebenfalls viel Schaden anrichten, zumal wir auch Web-Zugangsdaten der US-Air-Force fanden", sagt O & O-Geschäftsführer Olaf Kehrer.

Matthias Gärtner, Pressesprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, weiß schon seit langem um die Problematik nicht ordnungsgemäß gelöschter Festplatten: "Das ist mittlerweile ein altbekanntes Problem für uns. Dem Anwender wird durch die Löschen-Funktion ein Entfernen suggeriert, doch in Wirklichkeit ist es bloß so ähnlich, als würde man aus einem Buch das Inhaltsverzeichnis rausreißen." Die Daten sind weiterhin lesbar.

Matthias Gärtner verweist daher auf zuverlässige und kostenfreie Lösungen aus dem Internet. "Mithilfe einer Spezialsoftware, die die Daten mehrfach überschreibt, kann man auf Nummer sicher gehen." Dabei wird die Festplatte mit willkürlichen Zeichenfolgen beschrieben, so dass eine Rekonstruktion der Daten nicht mehr möglich ist, oder besser: nur unter sehr großem Aufwand möglich ist.

Dass sich jemand die Mühe macht, derart "gelöschte" private Dateien wieder lesbar zu machen, ist allerdings zu bezweifeln. Für den Behördenbereich empfiehlt das BSI siebenmaliges Überschreiben. Für die sichere Entsorgung eines Speichermediums schlägt Matthias Gärtner die brachiale Methode vor: "Die wohl sicherste Methode, Daten unlesbar zu machen, ist, die Festplatte mit einem Hammer zu zerstören."