Damen-Tennisturnier in Leipzig Damen-Tennisturnier in Leipzig: Ein Hauch fehlt zur Sensation
Leipzig/MZ. - Doch Radosevic kann sein Turnier-Juwel weiter präsentieren, weil im knisterndsten Moment dieses Doppels der Ungarin Aniko Kapros, der Partnerin der Hallenserin Lydia Steinbach, das Herz in das knappe Höschen gerutscht war. Ihre kläglichen Fehlaufschläge zum greifbar nahen Sieg über Navratilova und deren russische Mitspielerin Svetlana Kuznetsowa wandelten die Gegnerinnen in einen 6:2, 4:6 und 7:5-Erfolg um.
"Der verwandelte Matchball gehört zum Sieg", trauerte die 22-jährige Lydia Steinbach einer verpassten Gelegenheit nach, wie sie gegen eine renommierte Spielerin wie die neunfache Wimbledon- und 58-fache Gewinnern bei Grand-Slam-Turnieren aus den USA vielleicht nie wieder kommen wird. "Ich ärgere mich und könnte alles zerhacken. Aber in ein paar Stunden bin ich sicher stolz darauf, Martina Navratilova fast besiegt zu haben."
Die Sportlerfamilie Steinbach erlebte in der Loge B2 aus nächster Nähe Lydias Wandlung vom Zittertennis vor der Größe Navratilovas bis zum respektlosen Attackieren der erfolgreichsten Spielerin der Welt. Vater Ralf Steinbach (52), seit vorigem Jahr Tennis-Landestrainer in Sachsen und bis vor kurzem Wasserballer beim Regionalligisten Sportverein Halle, schickte als wahre Stimmungskanone ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Anfeuerungsrufen auf den Platz und neckte den zwei Logen weiter sitzenden Radosevic: "Dürfen denn Lydia und Aniko überhaupt gewinnen?" Für die Tochter hatte der kritische Tennislehrer lobende Worte: "Das war eines ihrer besten Doppel-Matches. Ein wenig mehr Erfahrung, und es hätte geklappt."
Ihr elfjähriger Bruder Ralf O. H. Steinbach, eines der größten deutschen Tennistalente seiner Altersklasse, bewunderte an seiner Lydia, "wie sie gegen die berühmte Frau spielte. Ich möchte mit meiner Schwester später in Wimbledon gemeinsam im Mixed antreten". Mutter Silvia Steinbach ist über zwei Jahre jünger als die Gegnerin ihrer Tochter und empfand den Altersunterschied auf dem Feld kaum als etwas Spannendes. Die Physiotherapeutin, die Halles Olympiakandidaten betreut, hat mehr beschäftigt, dass Lydia lange vor dem Spiel wie ein aufgeregtes Huhn umhergelaufen war aus Angst, sich zu blamieren.
Martina Navratilova sprach von guten Gegnerinnen und keinem einfachen Spiel. Freude kam bei der gebürtigen Tschechin bei einer überraschenden Begegnung auf, als die Dresdnerin Gerda Petzsch zu ihr kam und sich als Navratilovas unterlegene Gegnerin beim Tennis-Juniorenländerkampf zwischen der CSSR und der DDR 1971 in Aschersleben vorstellte.
Anerkennende Worte fand Martina Navratilova über die Olympia-Kandidatur Leipzigs für 2012. "Schön wäre es, wenn wie im Winter die Spiele einmal an eine kleineren Stadt vergeben werden und nicht immer an Riesenmetropolen", sagte sie. "Leipzig kann das schaffen." Vor ihrem endgültigen Tennis-Abschied 2005 will sie nächstes Jahr in Athen erstmals bei Olympischen Spielen starten. Es gibt für die Navratilova doch noch einen offenen Wunsch im Tennis.