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Corona-Krise: Mehrere Tote in hessischen Altenheimen

01.04.2020, 17:39
Elektronenmikroskopische Aufnahme des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Foto: Uncredited/NIAID-RML/AP/dpa/Archivbild
Elektronenmikroskopische Aufnahme des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Foto: Uncredited/NIAID-RML/AP/dpa/Archivbild NIAID-RML/AP

Erbach/Bad Hersfeld/Fulda - Angesichts des Alters der Bewohner und häufiger Vorerkrankungen sind Coronavirus-Infektionen in Alters- und Pflegeheimen besonders gefährlich. Nun tritt genau dieser Fall immer häufiger ein: In mehreren hessischen Pflegeeinrichtungen hat Covid-19 Todesopfer gefordert. Unter anderem starben Bewohner in Einrichtungen im Odenwaldkreis und in Niederaula (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), wie die Landkreise am Mittwoch bestätigten. Dem Sozialministerium in Wiesbaden lagen keine gesammelten Erkenntnisse dazu vor, wo und wie viele Heime in Hessen vom Coronavirus betroffen sind - entweder mit infizierten oder bereits gestorbenen Bewohnern.

Nach dem Tod einer mit dem Coronavirus infizierten Bewohnerin ist ein Pflegeheim im südhessischen Odenwaldkreis unter Quarantäne gestellt worden. Die Frau sei am Montagabend auf der Fahrt ins Krankenhaus gestorben, sagte eine Kreissprecherin am Mittwoch in Erbach. Zu diesem Zeitpunkt habe noch kein Ergebnis des Coronavirus-Tests vorgelegen. Am Dienstagabend habe dann festgestanden, dass die Frau sich mit dem Virus angesteckt habe. Zur genauen Todesursache der infizierten Frau lagen keine Informationen vor. Die über 80 Jahre alte Frau habe aber Vorerkrankungen gehabt, sagte ein Kreissprecher.

Derzeit liegen zwei weitere positiv getestete Heimbewohner im Krankenhaus, wie die Sprecherin in Erbach sagte. Im Pflegeheim selbst wurden 13 weitere Bewohner positiv getestet. Und auch sechs Mitarbeiter sind infiziert, wie der Odenwaldkreis am Nachmittag ergänzte. Zum Ort des Pflegeheims wurden keine Angaben gemacht.

Mit der Leitung der Pflegeeinrichtung wurde den Angaben zufolge eine intensive Überwachung der betroffenen Bewohner vereinbart. Hausärzte, der Rettungsdienst und die umliegenden Krankenhäuser seien über die Situation informiert, hieß es in einer Mitteilung des Kreises.

Todesopfer gibt es auch im Kreisaltenzentrum im osthessischen Niederaula zu beklagen. Ein 79 und ein 83 Jahre alter Mann seien am Dienstag gestorben, bestätigte der Landkreis am Mittwoch auf Anfrage in Bad Hersfeld. Die beiden seien positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet worden.

Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Toten ist in Hessen so stark gestiegen wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vortag kamen sieben Tote hinzu. Die Zahl der Todesfälle lag am Mittwoch (Stand 14.00 Uhr) bei 25, wie das Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte. Die Zahl der Infizierten stieg auf 3582 an. Das war ein Plus von 281 im Vergleich zum Vortag.

Am Abend berichtete ein Sprecher der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (Awo) von zwei positiv getesteten Bewohnern in einem Altenzentrum der mit der Awo verbundenen Johanna Kirchner-Stiftung. Auch zwei Mitarbeiter seien positiv getestet worden, hieß es. Es gebe zudem mehrere Verdachtsfälle. Während für die betroffenen Mitarbeiter Quarantäne angeordnet worden sei, werden die infizierten Bewohner im Krankenhaus behandelt.

Dabei hatte die Einrichtung schon vor der Verordnung des Landes Besuche eingeschränkt, Gruppenaktivitäten und gemeinsame Mahlzeiten frühzeitig eingestellt und führte den Angaben zufolge seit der vergangenen Woche ein tägliches Screening zu gesundheitlichen Auffälligkeiten durch. Das Frankfurter Gesundheitsamt sei informiert und werde am Donnerstag einen flächendeckenden Test bei den Bewohnern und Mitarbeitern der betroffenen Wohnbereiche durchführen, hieß es.

Ein Fuldaer Altenheim ist ebenfalls von der Pandemie betroffen. Aufgrund einer positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Mitarbeiterin sind von Sonntag bis Dienstag 110 Mitarbeiter und Bewohner getestet worden. Daraus ergab sich zwischenzeitlich: Zwei weitere Beschäftigte und eine Bewohnerin haben sich infiziert, wie der Landkreis mitteilte.

Das Gesundheitsamt des Kreises habe daraufhin für die Einrichtung alle notwendigen Maßnahmen getroffen, hieß es in Fulda. „Dazu gehören insbesondere die Recherche der Kontaktpersonen, die Veranlassung der Tests und die Quarantänisierung der betreffenden Personen.”

Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) warb am Mittwoch um Verständnis, dass künftig - bis auf wenige Ausnahmen - ein generelles Besuchsverbot in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Altenheimen gilt. „Das ist schwer, das ist auch etwas, was ans Herz geht, denn man möchte ja gerne diesen Kontakt gerade mit den älteren Menschen aufrechterhalten. Aber wir dürfen sie nicht gefährden.” Bislang galt - zumindest formal - ein Besuchsrecht für eine Person von einer Stunde pro Tag. Viele Einrichtungen hatten auch dies bereits unterbunden.

In den vergangenen Tagen wurden mehrere Dutzend Todesfälle in verschiedenen Einrichtungen im Bundesgebiet registriert. Betroffen waren unter anderem Heime in Würzburg, Schweinfurt und Wolfsburg. (dpa/lhe)