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Computertechnik Computertechnik: Internet und Mini-Kamera werden zum Bildtelefon

Von BERTI KOLBOW 22.11.2009, 14:52

Halle/MZ. - Die "Augen des Internets" gibt es in großer Auswahl. Bei der Suche nach dem passenden Modell lassen sich Konsumenten allerdings besser nicht von Zahlenspielereien täuschen. Entscheidend sind Bild- und Tonqualität.

Auflösungen von bis zu acht Megapixeln oder Bildübertragungsraten von 90 Bildern pro Sekunde stehen auf manchen Packungen. "Das ist vor allem Effekthascherei", sagt Nam Kha Pham, Webcam-Experte bei der Zeitschrift "PC Praxis". Wie bei digitalen Fotokameras sei auch unter den Herstellern von Webcams der Megapixel-Wahn ausgebrochen, ergänzt Robert Globisch vom Online-Versandhandel computeruniverse.net - "ohne dass das Rückschlüsse auf die Qualität der Bilder zulässt".

Die extremen Megapixel-Werte gelten nur für Standfotos. Bei der Videoplauderei in der Freizeit sind hohe Auflösungen ohnehin selten zu realisieren: "Die gängigen Chatprogramme begrenzen die Auflösung auf 640 mal 480 Bildpunkte, also 0,3 Megapixel", erläutert Nam Kha Pham. "Und in den wenigsten Haushalten sind ausreichend schnelle Onlineverbindungen vorhanden, die HD-Videotelefonie im Vollbild zulassen." Richtig hohe Bildübertragungsraten seien daher bestenfalls in der Größe eines Handydisplays möglich.

Abgesehen davon sind sie gar nicht nötig: "20 bis 30 Bilder pro Sekunde reichen, um Videotelefonie als flüssig wahrzunehmen", erklärt Nam Kha Pham. Selbst für betagte Rechner oder die im Trend liegenden Netbooks ist diese Bildwiederholungsrate kein Problem. Zu Kameras mit mehr als den gängigen Auflösungen von 1,3 bis 2 Megapixel müssen Videochatter deshalb nicht greifen - selbst damit ist noch Spielraum für gute Standbilder.

Was beim Kauf wirklich zählt, sind Bild- und Tonqualität sowie der Bedienkomfort. Viel Geld muss man für eine vernünftige Webcam nicht mehr ausgeben. Auch anerkannte Hersteller wie Logitech, Microsoft und Philips bieten Einsteigermodelle an. "Für 20 bis 50 Euro erhält man bereits eine lichtstarke Kamera mit gutem Ton", sagt Globisch. Selbst auf Eigenschaften wie Autofokus oder Gesichtsverfolgung muss man bei der mittleren Preisklasse nicht verzichten, ergänzt Nam Kha Pham.

Zentral ist das Objektiv. Es sollte mit schlechtem Umgebungslicht klarkommen. Software kann die Bildqualität steigern, in dem sie Farbrauschen mindert und dunkle Bereiche aufhellt, erklärt Nam Kha Pham. Verlassen sollten sich Nutzer aber darauf nicht, meint Globisch. "Ein schlechtes Objektiv wird durch keine Software wettgemacht." Auch auf ein gutes integriertes Mikro, das Umgebungsgeräusche filtert, sollte Wert gelegt werden. "Hier hilft nur ausprobieren", sagt Globisch. Bei speziell zum Aufstecken auf Notebooks gedachten Webcams sollten Nutzer auf eine stabile Halterung achten.

Ein Trend ist die Ausstattung von Webcams mit Spaß-Software. Sie erlaubt zum Beispiel, statt den Gesichtern der Gesprächspartner Fantasiefiguren einzublenden. "Die Berechnung der Alter-Egos funktionierte im Test flüssig, ist aber nicht mehr als eine Spielerei", sagt Nam Kha Pham.

Ebenfalls als Spielerei bewertet die Stiftung Warentest die rund 80 Euro teure "Minoru 3D-Webcam" von Novo, die erste billige und einfache Lösung für die dreidimensionale Videotelefonie ("test"-Ausgabe 5 / 2009). Die Kamera funktionierte im Test reibungslos. "Technikbedingt geht jedoch der Farbeindruck verloren, und die Brillen sind unkomfortabel", erklärt Warentester Marcus Pritsch.