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Bundesanstalt für Gewässerkunde: Neue Schadstoffe in Flüssen

16.12.2019, 06:14
Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt das Klärwerk im Koblenzer Industriegebiet. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild
Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt das Klärwerk im Koblenzer Industriegebiet. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild dpa

Koblenz - Die Koblenzer Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) entwickelt neuartige Methoden zur Überwachung von Flüssen - und stößt dabei auf neue Schadstoffe. Im Rhein sei beispielsweise eine Substanz aufgefallen, die unter anderem zur Herstellung von Vitamin A eingesetzt werde, die menschliche und tierische Zellen und womöglich auch Gene schädigen könne, sagte BfG-Abteilungsleiter Thomas Ternes der Deutschen Presse-Agentur. Von dieser Substanz namens Methoxymethyltriphenylphosphonium „sind pro Jahr über fünf Tonnen an Koblenz vorbeigeschwommen”, erklärte der Chemieprofessor. Zudem seien hohe Gehalte in Schwebstoffen und Sedimenten gefunden worden.

Die BfG habe die zuständigen Behörden informiert, die Ergebnisse veröffentlicht und sie auf Konferenzen vorgestellt, so dass sie den verantwortlichen Unternehmen am Rhein mitgeteilt worden seien. „2018 und 2019 haben wir kein Methoxymethyltriphenylphosphonium mehr im Rhein nachgewiesen”, sagte Ternes. „Offensichtlich haben die Firmen reagiert und die Einleitung abgestellt. Dies ist ein Erfolgsergebnis für die Umwelt und den Gewässerschutz.”

Früher habe die BfG nur nach rund 300 verschiedene Schadstoffen in Gewässern gezielt Ausschau gehalten. „Heute haben wir ein Non-Target Screening, also eine Überwachung ohne Substanzvorgaben”, erläuterte der Experte. In Deutschland wie auch in anderen Ländern würden mehrere zehntausend verschiedene Substanzen in die Umwelt frei gesetzt - unmöglich also, nach allen gezielt zu fahnden. Mit modernem Non-Target Screening ließen sich aber sehr, sehr viele Spurenstoffe und somit auch bislang unbekannte Umweltverschmutzungen erfassen.

Der Rhein ist laut Ternes dank seiner vielen Kläranlagen heute erheblich sauberer als vor mehreren Jahrzehnten. „Fünf bis zehn Prozent seines Wassers ist gereinigtes Abwasser”, erklärte der BfG-Abteilungsleiter. An diesem Fluss hätten die Kläranlagen allerdings keine UV-Desinfektion wie etwa an der bayerischen Isar, die in den Sommermonaten als Badegewässer ausgewiesen sei. Krankheitserreger gibt es also laut Ternes auch weiterhin in den Abwasserfahnen von Kläranlagen an Deutschlands wichtigster Wasserstraße: „Ich würde nicht im Rhein schwimmen. Zumal dies aufgrund der Schifffahrt auch für gute Schwimmer extrem gefährlich ist.” (dpa)