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Buenos Aires Buenos Aires: Flohmärkte locken mit Ramsch und Raritäten

16.04.2004, 09:39
Auch Straßenkünstler zieht es zum Flohmarkt im Stadtteil San Telmo, mitten in Buenos Aires - einer von ihnen ist Oskar Marono. Im eleganten Zwirn, mit schwarzer Fliege und Melone schwoft er zu Tangoklängen über das Kopfsteinpflaster und wirft den Zuschauerinnen Kusshände zu. (Foto:dpa)
Auch Straßenkünstler zieht es zum Flohmarkt im Stadtteil San Telmo, mitten in Buenos Aires - einer von ihnen ist Oskar Marono. Im eleganten Zwirn, mit schwarzer Fliege und Melone schwoft er zu Tangoklängen über das Kopfsteinpflaster und wirft den Zuschauerinnen Kusshände zu. (Foto:dpa) Michaela Schulz

Buenos Aires/dpa. - Das Angebot der rund 300bunten Stände und zahlreicher weiterer Flohmärkte in derMillionenstadt lässt das Herz jedes Trödelmarkt-Liebhabers höherschlagen.

Erika Bathen aus Bochum ist von der Auswahl restlos begeistert:«Ein Highlight jagt hier das nächste. Ich habe stets das Gefühl,etwas noch Schöneres, noch Ausgefalleneres zu finden.» Aus diesemGrund hat sie auch noch nichts gekauft, obwohl sie sich sehr für einislamisches Gebetbuch und eine uralte Babyrassel interessiert.

Dass auf dem Trödelmarkt alle Sinne angesprochen werden, ist fürdie 54-Jährige das Besondere an San Telmo: «Neben der Möglichkeit,den Fund des Lebens zu machen, gibt es hier die Gelegenheit,argentinische Kultur mit Augen und Ohren zu genießen und in denkleinen Restaurants die landestypische Küche zu probieren.»

Die Hamburger Touristen Hauke Albers und Sebastian Baumgart sindmitten im dichten Gewimmel auf der Suche nach alten Gewürzdöschen alsMitbringsel für eine Kollegin. Sie nutzen wie viele Ausländer denniedrigen Peso-Kurs, um das eine oder andere Schnäppchen zu machen.«Mit 500 Euro lebst du hier wie ein König», schwärmt Sebastianwährend sein Blick suchend über Nippes, Ramsch und Raritäten schweift.

Der 22-jährige Pilotenschüler Hauke ist argentinischer Abstammung und besucht seit Jahren regelmäßig seine Verwandtschaft in Buenos Aires. Er beklagt, dass viele Händler seit der Abwertung vor zwei Jahren die Preise in Dollar statt in Peso angeben. Für ihn, der fließend Spanisch spricht, ist das allerdings kein Problem. «Die Preise sind deutlich niedriger, wenn die Verkäufer nicht merken, dassdu aus Europa bist.»

Aber nicht alle Händler versuchen die Touristen über den Tisch zu ziehen. Ruth Barriga etwa verkauft ihren lieb gewordenen Plunder zu Spottpreisen. Die 68-jährige ehemalige Architektin ist nicht auf das Geld angewiesen. Ihr ist es wichtig, dass ihre Schätze in gute Hände gelangen. «Meine Familie würde die Dinge nach meinem Tod nur auf den Sperrmüll werfen. Aber das werde ich verhindern», sagt die rüstigeRentnerin lachend. Vor zwölf Jahren hat sie per Losverfahren einen der begehrten Stellplätze auf der Plaza Dorrego ergattert. Da die Stadt keine Gebühren verlangt, gibt es für einen freien Stand bis zu 2000 Bewerber.

Auch Straßenkünstler setzen auf das sonntägliche Publikum. OskarMarono ist einer von ihnen. Im eleganten Zwirn, mit schwarzer Fliege und Melone schwoft er zu Tangoklängen über das Kopfsteinpflaster und wirft den Zuschauerinnen Kusshände zu. Seine Persiflage auf die Tango-Begeisterung der Argentinier kommt beim Publikum gut an und macht sich auch für ihn bezahlt. Aber nur für jeweils zwei Monate - den Rest des Jahresunterhält er Touristen in Barcelona.