Brasilien Brasilien: Amazonasmetropole Belém- das vergessene Paradies

Belém/dpa. - Die Amazonasmetropole Belém liegt heute Einst floss hier Champagner in Strömen. Voreinem Jahrhundert war die nordbrasilianische Stadt Belém amAmazonasdelta reich, ihre Einwohner feierten rauschende Feste - undstießen auf den Kautschukboom an. Heute liegt Belém im Abseits derUrlauberströme. Es kommen meist nur naturinteressierteIndividualtouristen in die knapp 1,5 Millionen Einwohner zählendeHafenstadt.
«Ein lohnenswerter Stopover mit maximal zwei Übernachtungen», seies allemal, meint Tommy Adolfo, Inhaber eines Spezialreisebüros inAmazonien. Ziel aller Touristen ist der Markt «Ver-O-Peso»; sein Name«Sieh das Gewicht» erinnert an seine Funktion als Kontrollstelle fürden Zoll im Amazonashandel. In der Halle, einer Eisenkonstruktion des19. Jahrhunderts, bieten Händler tropische Früchte, Fleisch undGegenstände für den täglichen Gebrauch an. «Bei mir kaufen Sie dasGlück», lockt Luisa Lima Besucher zu ihrem Stand, an dem Gläser mitin Alkohol eingelegten Schlangen auffallen, für Europäer fremdeKräuter ihren Geruch ausstrahlen und Figuren jeder Größe für denregionalen Candomblé-Kult stehen.
Kenneth Stone, Naturwissenschaftler aus New York, genießt vomForte Castelo den Blick auf den alten Hafen, in dem Fischerbooteliegen. «Die Portugiesen errichteten die Festung an dem Ort, an dem1616 ihre Eroberer an Land gingen. Gleich gegenüber liegt dieKathedrale. Sie wurde erst 1771 nach langer Bauzeit fertig», sagt er.Der Amerikaner war schon mehrfach in Belém, um historische Unterlagenüber Flora und Fauna Amazoniens zu studieren.
Diese liegen in einem Institut, das der Schweizer Zoologe EmilAugust Göldi (1859-1917) gegründet hat und das seinen Namen trägt. InTeichen im Park können Besucher unter anderem die gefürchtetenZitteraale aus dem Amazonas beobachten, durch deren Stromschlägejedes Jahr Menschen sterben. Botaniker finden hier mehr als 1000Pflanzenarten.
Wer mehr Natur sucht, kann eine der Flussfahrten buchen und denganzen Tag auf den natürlichen Kanälen unterwegs sein, die denDschungel durchziehen. «In dreieinhalb Stunden erreicht man die InselMarajó per Boot», sagt Günther Stysch, Inhaber eines auf Brasilienspezialisierten Reisebüros in Berlin. Diese größte Flussinsel derWelt ist bekannt für ihre Büffelherden.
Das alte Belém, in dem die Häuserfassaden seinerzeit mit Kachelnaus Portugal verschönert wurden, lässt sich nur noch an wenigenStellen erahnen. Deutliche Spuren des Verfalls hat das tropischeKlima hinterlassen. Sanierungsarbeiten sieht man wenige. Bauarbeitenkonzentrieren sich auf die moderne, von Mangobaum-Alleen durchzogeneStadt. Die wichtigste der Avenidas führt vom Fluss ins Zentrum zum«Teátro da Paz» aus dem Jahr 1878, in dem die Kautschukbaroneweltbekannte Opern- und Theatergrößen für sich auftreten ließen.
Informationen: Fremdenverkehrsamt Brasilien, Börsenplatz 4, 60313Frankfurt (Tel.: 069/21 97 15 57, E-Mail: [email protected])