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Boxen Boxen: Vitali Klitschko will den Weltmeister-Titel erkämpfen

Von Gunnar Meinhardt 22.04.2004, 12:27
Vitali Klitschko (l) und Corrie Sanders posieren vor den Kameras. (Foto: dpa)
Vitali Klitschko (l) und Corrie Sanders posieren vor den Kameras. (Foto: dpa) EPA

Los Angeles/dpa. - Mit der dritten Niederlage binnen 14 Tagen wäre ihr Aufbauwerk von acht Jahren ruiniert, nachdem sie in der Vorwoche auch den Prozess über ihre Vertragsdauer mit demHamburger Universum Boxstall unter Promotor Klaus-Peter Kohl verloren haben. Seit 1996 werden sie von ihm gemanagt.

Mit allen Raffinessen strebten die Klitschkos im Doppelpack dieEroberung des lukrativeren amerikanischen Boxmarktes an - sportlich wie wirtschaftlich. Ihre unlängst gegründete Promotion-Firma «K 2» kaufte Kohl für eine stolze Millionensumme die Veranstaltungsrechte für den WM-Kampf von Vitali ab. Die Premiere des neuen Unternehmens würde mit einem Fiasko enden, wenn der Besitzer unterliegt. In Amerika ließe sich dann mit der «Klitschkomania» vermutlich kein Geld mehr verdienen.

Der gleichen Häme, die Wladimir nach dem K.o. gegen WBO-ChampionLamon Brewster durch die US-Medien zu ertragen hatte, würde auchVitali ausgesetzt sein. Der TV-Kanal CBS ging sogar so weit zuversuchen, aus dem vor vier Wochen aufgenommenen und am Mittwoch ausgestrahlten einstündigen Porträt der Klitschkos die Passagen vom Verlierer Wladimir herauszuscheiden.

«Der ganze Druck liegt auf Vitali. Ich bin schon 38 und habenichts zu verlieren», sagte Corrie Sanders völlig entspannt bei der abschließenden Pressekonferenz am Mittwoch im Staples Center. «Ich möchte so schnell wie möglich in den und aus dem Ring kommen - und das natürlich als Weltmeister. Und ich glaube fest daran, dass mir das gelingt», prophezeite der Außenseiter aus Südafrika. Der Rechtsausleger hatte vor 13 Monaten die Ehre der Klitschko-Familie extrem verletzt, als er Wladimir in Hannover durch Knockout in der zweiten Runde als WBO-Weltmeister sensationell entthronte. «Jetzt», so sagt er, «ist die Zeit gekommen, die Klitschko-Ära zu beenden.»

Sanders als vermeintlicher «Klitschko-Killer»? - dies sei nur eine spannende Frage, die das Duell in sich birgt, wie es Kerry Davies, Sportchef des übertragenden Pay-Per-View Sender HBO, formulierte. Kann Vitali seine vor zehn Monaten an gleicher Stätte im Kampf gegen WBC-Weltmeister gegen Lennox Lewis gezeigte Leistung wiederholen und sich somit als wahrer Champion etablieren? Und wie verkraftet Vitali das ganze Theater um die Niederlage seinen Bruders?

Genügend Brisanz für ein hochklassiges Faustgefecht ist gegeben,meinte Lennox Lewis, der seinen WBC-Titel nach dem Abbruchsieg gegen Klitschko freiwillig niedergelegt hatte. Der Brite, der Sanders mitpromotet, ist selbstredend vom Triumph des passionierten Golfers überzeugt: «Corrie schlägt unglaubliche schnelle und harte Punches. Er wird die Lücke finden, und dann geht das Licht bei Vitali aus.»

Mit gewohnt eiskalter Miene gab Vitali zum besten, dass «meinKörper bereit ist. Ich bin in großer Form und werde eine große Show zeigen, so wie gegen Lewis.» Ob das vor ausverkauften Rängengeschieht, ist unwahrscheinlich. Bislang sollen erst die Hälfte der18 000 Tickets verkauft worden sein.

Auf jeden Fall hat Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzeneggersein Kommen zugesagt. Und ein Gewinner des Kampfes steht auch schonfest. Es ist Klaus-Peter Kohl. Zum ersten Mal in seiner 20-jährigenLaufbahn als Promotor wird der Inhaber des bedeutendsten Boxtitelsder Welt aus seinem Stall kommen: Denn nicht nur der ältere Klitschko(33 Siege/2 Niederlagen), sondern auch Sanders (39/2) steht bei ihmunter Vertrag.