Boxen Boxen: «Käpt'n Huck» siegt mit Glück und Rippenbruch
Berlin/dpa. - Marco Huck wollte die ganze Welt umarmen, doch beijeder Bewegung schmerzte die gebrochene Rippe. Acht Runden lang bissder alte und neue WBO-Weltmeister gegen den starken Russen DenisLebedjew auf die Zähne. «Ich habe gekämpft wie ein Löwe, wie einkluger Löwe. Ich musste mich in jeder Runde neu überwinden», sagteder Profi-Boxer mit sichtlichem Stolz: «Ich bin ein echter Champion.»Auch seine fünfte Titelverteidigung beendete Huck mit einem Sieg.
Kritiker monierten: Es war ein geschenkter Sieg. Lebedjew hattedie klareren und zahlreicheren Treffer. Wie das Urteil von 2:1Richterstimmen zugunsten des Berliners zustande kam, blieb vielenBeobachtern ein Rätsel. «Wir brauchen uns keinen Sand in die Augen zuwerfen: Es war ganz knapp», meinte Trainer Ulli Wegner. Auch«Gentleman» Henry Maske als Co-Kommentator der ARD hatte einenanderen Sieger ausgemacht. Ebenso wie Promotor Wilfried Sauerland warWegner die Erleichterung über den versöhnlichen Abschluss des Jahresdeutlich anzumerken.
Im «Kampf des Jahres» (Wegner) wollte der Sauerland-Stall diedesaströse Niederlage von Arthur Abraham vor drei Wochen vergessenmachen. Was der Super-Mittelgewichtler vermissen ließ und Wegnerschier auf die Palme brachte, bewies «Käpt'n Huck»: Kämpferherz. «Ichhabe dreimal einen Rippenbruch gehabt, ich weiß, was das fürSchmerzen sind», betonte Wegner: «So manch einer wäre ausgestiegen.»
Von Beginn an hatte der mit der makellosen Bilanz von 21 Siegen in21 Profi-Kämpfen nach Berlin gereiste Russe den Körper von Hucktraktiert. Erst in der zweiten Hälfte des über die volle Distanzgehenden Kampfes wollte er Wirkungstreffer im Gesicht landen. DasKonzept schien aufzugehen. «Ehrlich gesagt, hatte es für mich denAnschein, dass ich geführt hatte», meinte der völlig bedröppelte undan einem Apfel knetende Lebedjew auf der nächtlichen Pressekonferenz.Er und sein Team erwiesen sich aber als respektvolle Verlierer:«Anscheinend haben wir unsere Arbeit nicht bis zum Ende gut gemacht.»
Zum Glück für Huck hatte sein Widersacher vom Rippenbruch nichtsgewusst. «Oh Gott, was ist denn jetzt los», habe er gedacht, als erden Haken in seine Rippen spürte. «Ich wollte selbst Haken schlagen -es waren aber solche Schmerzen», schilderte Huck das Dilemma.
Während Lebedjew die Pausen stehend in seiner Ecke verbrachte,schnaufte Huck im Sitzen durch. «Reiß dich zusammen und lass' dichnicht gehen», forderte ihn Wegner zwischenzeitlich in bekannterManier auf. «Ich habe nicht geschimpft, ich spreche etwas lauter»,stellte der 68-Jährige fest und gönnte sich ein Siegerbierchen. «Esist mehr drohen als schimpfen», konterte sein Schützling grinsend undverordnete sich selbst nach dem 31. Sieg im 32. Profi-Kampf einekleine Auszeit von Schlägen und Drohungen: «Jetzt will ich mal zweiWochen vom Boxen gar nichts wissen."