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Boxen Boxen: Die Nerven liegen blank

Von PETRA SZAG 25.03.2010, 20:01

HAMBURG/MZ. - Dem grimmig dreinschauenden Hünen folgten mit einigem Sicherheitsabstand Trainer Hans-Jürgen Witte und dessen zweiter Schützling, Debütant Robert Woge. Der macht sich Gedanken um seinen Trainingsgefährten, der sich seit Tagen absondert. "Wenn man allein ist, kommt man ins Grübeln, und das ist nicht gut."

Kretschmanns Defensivhaltung hat ihren Grund. "Die letzten Wochen waren stressig", erklärte Witte. "Steffen versucht, sich auf den Kampf zu konzentrieren." Dieser wird vom TV-Sender Sat.1 unter "Knockout, der Kampf seines Lebens" verkauft. AM Samstag soll der Schwergewichtler in Hamburg an Denis Bachtow Revanche nehmen. Jenem Russen, der ihm vor neun Monaten mit einem Lucky-Punch, einem Überraschungstreffer, seine bisher einzige Niederlage im Profigeschäft beigebracht hatte. Eine lösbare Aufgabe für den technisch versierten Boxer mit der explosiven Linken. Allerdings nur, wenn der Kopf mitspielt. Selbst Witte weiß nicht, wie es um Kretschmanns Innenleben bestellt ist. Der ganze Trubel im Vorfeld hat dessen Nerven arg strapaziert.

Denn Sat.1 hat den noch titellosen Hallenser nicht nur als Hauptkämpfer engagiert. Um den 29-Jährigen aus dem Arena-Boxstall von Ahmet Öner bekannt zu machen, drehte der Sender über ihn eine vierteilige Doku-Soap. Für die musste sich Kretschmann in verschneiten russischen Wäldern von Boxkönigin Regina Halmich drillen lassen. Dazu mühten sich weitere Experten und Möchtegern-Experten ab, um - wie es Öner vor der Kamera forderte - "aus dem Welpen einen Kampfhund" zu machen.

"Der ganze Rummel hat unsere Kampfvorbereitungen empfindlich gestört", schimpfte Witte. Und ist sich da einig mit Kretschmann. Das Kamerateam in seinem Schatten war ihm zu viel. Öner sieht das anders. Und der TV-Sender sowieso.

Der hat sich für seine Rückkehr ins Boxgeschäft nach neun Jahren Pause Kretschmann trotz dessen zurückhaltenden Wesens ausgesucht. Denn mit seinen 106 Kilo boxt er in der Königsklasse, ist ein Junge von hier - und das ist vermarktbar. Die Messlatte liegt jedoch hoch. Ein Sieg allein reicht nicht. Auch die Einschaltquoten müssen stimmen. Nur wenn der Marktanteil bei elf Prozent liegt, wird der Vertrag verlängert.

Darauf hofft auch Woge. Der Halbschwergewichtler aus Halle will seinen TV-Kampf gegen den Litauer Valerie Gubins zur Eigenwerbung nutzen. Klappern gehört für ihn zum Handwerk. "Ich habe keine Berührungsängste."

Sat1. überträgt die Kämpfe von Kretschmann und Woge ab 22.20 Uhr