Bob-EM Bob-EM: Cathleen Martini gewinnt zweiten Titel in Rekordzeit
Altenberg/dpa. - Der erste Titel nach dem Tod ihrer einstigen Anschieberin Yvonne Cernota ist Balsam auf die Seele von Cathleen Martini.
Trotz Startplatz 15 fuhr die Bobpilotin mit Bremserin Janine Tischer (SC Oberbärenburg) bei der Europameisterschaft auf ihrer Heimbahn in Altenberg im ersten Lauf Bahnrekord (57,95 Sekunden) und verwies in 1:56,38 Minuten das im Weltcup führende Duo Sandra Prokoff/Anja Schneiderheinze (Winterberg/1:57,02) auf Platz zwei.
EM-Dritte wurden überraschend die Niederländerinnen Ilse Broeders/Jeanette Pennings (1:57,60), während die Amerikanerinnen Fhauna Rohbock/Erin Pac als Weltcup-Dritte auf das Podest stiegen (1:57,55). Die zweifache Weltmeisterin Susi Erdmann (Königssee) stieg als Zehnte nach dem ersten Durchgang wegen technischer Probleme an ihrem Schlitten aus dem Wettbewerb aus.
«Dieser Sieg ist für Yvi. Sie hat uns geholfen, sie saß mit im Schlitten», sagte Martini, die noch im Bob sitzend Tränen vergoss und zwei Handküsschen gen Himmel schickte. Im Februar hatte die Sächsin ihre Stamm-Bremserin Cernota bei einem tödlichen Trainingsunfall während einer Pilotenschulung verloren. Mit der Hallenserin gewann sie vor Jahresfrist bei der Europameisterschaft im lettischen Sigulda auch ihren bislang einzigen Titel. Die Verteidigung dieses Erfolges ist umso wertvoller, da mit Weltcup-Gesamtsiegerin Prokoff und Weltmeisterin Erdmann auch ihre deutschen Rivalinnen am Start waren. Diese hatten vor einem Jahr noch gefehlt, weil sie sich intensiv auf die WM vorbereiten wollten.
Bei minus einem Grad Luft- und minus vier Grad Bahntemperatur hatte Martini im ersten Durchgang mit 5,84 Sekunden einen verheißungsvollen Start. Trotz ruppiger Bahn, die durch die 14 Schlitten vor der Oberbärenburgerin gelitten hatte, durchbrach sie als einzige Starterin die 58-Sekunden-Schallmauer. «Im Training ist ihr dies schon öfters gelungen», meinte Bundestrainer Wolfgang Hoppe.
Im zweiten Lauf bewies die 22-jährige Martini im Kohlgrund erneut Nervenstärke. Trotz eines schwächeren Starts leistete sie sich erneut die wenigsten Fehler und fuhr einen großen Vorsprung heraus. «Realisieren werde ich das wohl erst später. Endlich habe ich einmal alle geschlagen, und das auf meiner Heimbahn», jubelte sie.
Sandra Prokoff entwickelt sich dagegen langsam zur «ewigen Zweiten» bei internationalen Meisterschaften. Nach Olympia-Silber und zwei zweiten WM-Rängen reichte es für die Winterbergerin erneut nur zum Ehrenplatz. Dennoch konnte sie Altenberg noch erfolgreicher verlassen als Susi Erdmann. Der Weltmeisterin wurden von der Jury ihre eigentlichen Wettkampfkufen verboten. Mit den im ersten Durchgang eingesetzten neuen Schienen kam sie überhaupt nicht zurecht und gab deshalb auf. Die Oberhoferinnen Claudia Schramm/Nicole Herschmann belegten Rang acht.