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Bilanz Bilanz: Handyspiele werden immer beliebter

Von Florian Oertel 20.12.2005, 13:54

München/Stuttgart/dpa. - Erhältlich sind einfache Titel, die das Warten an der Bushaltestelle verkürzen, zunehmend aber auch Ausgeklügeltes bis hin zu Strategiespielen. Experten wissen um die wachsende Bedeutung der Handyspiele, sehen aber auch die Grenzen des Trends.

Dessen Ursprung reicht bis Ende der Neunziger zurück - in eine Zeit, in der die Handys meist nur kleine Displays hatten, aber dennoch als klobige Geräte die Hosentaschen ausbeulten. «Der Klassiker ist das "Snake"-Spiel bei Nokia. Dabei galt es, in einem Labyrinth Klötzchen zu sammeln und dadurch die Schlange immer länger werden zu lassen», sagt Uwe Baltner vom Telekommunikationsportal «Xonio.com» in München.

Inzwischen ist das Repertoire an aktuellen Titeln riesig - auf dem Portal des Anbieters Jamba etwa finden sich hunderte Handyspiele. «Der Umfang des Angebots wächst stetig weiter an», sagt Sprecherin Juliane Walther in Berlin. Mobilfunkbetreiber oder Fernsehsender haben Spiele fürs Handy im Programm. Und auch Anbieter von PC- und Konsolentiteln bringen immer mehr Titel auf den Markt. Zum betriebenen Aufwand gehört es, für eine große Verbreitung zu sorgen: «Die Spiele werden in verschiedenen Versionen herausgebracht, um für viele Handys kompatibel zu sein», sagt Baltner.

Unter den Neuheiten sind oft aufwendige, teils dreidimensionale Umsetzungen von Spielen für den Computer oder die verschiedenen Konsolen, erläutert Uwe Baltner - vom Autorenntitel «Colin McRae Rallye» bis hin zu «Spiderman». Der Hersteller Electronic Arts etwa hat jüngst Handy-Versionen von «FIFA 06» oder «Need for Speed Most Wanted» herausgebracht. Zudem gibt es Spiele, die ausschließlich für das Mobiltelefon erscheinen, so etwa der ausgeklügelte Strategie- und Aufbautitel «Townsmen» von HandyGames, dessen dritter Teil kürzlich erschienen und über Anbieter wie Jamba oder Zed zu haben ist.

Mittlerweile können Handybesitzer auch gegeneinander antreten. «Dazu werden zwei Handys via Bluetooth verbunden», erklärt Uwe Baltner. «Diese Entwicklung kann man gut in Asien beobachten: Da werden schon richtige Multiplayer-Rollenspiele wie "Final Fantasy" gegeneinander gespielt.» Daneben macht weiterhin einfach Gestricktes einen wichtigen Teil des Markts aus, sagt Markus Kassulke, Sprecher von HandyGames mit Sitz in Giebelstadt (Bayern): «Bowling ist zum Beispiel sehr beliebt. Viele aktuelle Spiele lassen sich mit nur einer Taste steuern.»

Oft läuft die Steuerung - und hier liegt einer der Unterschiede zu den "Snake"-Zeiten - auch über einen kleinen Joystick am Handy. «Die haben mittlerweile schon die Qualität von C64-Joysticks», sagt Markus Kassulke. Außerdem sind die Displays deutlich größer und farbig geworden. Manche Spiele wie «Mosquitos» machen sich nach Baltners Worten auch die Handykamera zu Nutze: «Man bewegt dabei das Handy wie ein Fernrohr und zielt mit der Kamera, um die Moskitos abzuschießen.»

Vergleichsweise simple Titel gehören bei vielen neuen Modellen zum Lieferumfang, erklärt Baltner. Das Gros wird aber über die Homepages der Anbieter heruntergeladen. «Das klappt meist reibungslos, die Preise liegen bei etwa fünf Euro pro Spiel.»

Die Entwicklung der Handyspiele ist zwar nach Expertenmeinung noch nicht ausgereizt. Es gibt aber durchaus Grenzen «Die Grafik und der Sound werden weiter verbessert werden», sagt Uwe Baltner von «Xonio.com». «Die Bedeutung von Applikationen für das Handy - darunter eben auch Spiele - wird sicher weiter zunehmen», sagt Florian Stein, Redakteur der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift «Connect».

Fans bestimmter Computer- oder Konsolen-Titel seien künftig vielleicht auch bereit dazu, für gut umgesetzte Handy-Versionen mehr als die derzeit üblichen fünf Euro zu bezahlen. Für die Mehrzahl der Spieler wird dieser Wert laut Stein aber zumindest mittelfristig eine «Schallmauer» bleiben, die sie nicht durchbrechen wollen.

«Ich glaube nicht, dass das Spielen auf dem Handy zum Selbstzweck wird», sagt Stein. «Das wird ein Nebenaspekt bleiben», bestätigt Uwe Baltner. Dafür spricht etwa, dass der angepeilte Erfolg des seit einiger Zeit erhältlichen «N-Gage» von Nokia - eine Art Minikonsole mit Telefonfunktion - bislang ausgeblieben ist. «Das hat nicht den Durchschlag gehabt, den sich das Unternehmen erhofft hatte», sagt Stein. Auch vergleichbare Geräte dürften es auf absehbare Zeit schwer haben. Schließlich müssten sie sich bei den Spiele-Fans zunächst gegen ernsthafte Konkurrenz durchsetzen - «reine» tragbare Konsolen wie die Playstation Portable (PSP) oder Nintendos DS.

Extra: Fallen beim Download von Handyspielen

Handynutzer sollten vor dem Download Spiele und Geschäftsbedingungen genau prüfen. Sie sollten zum Beispiel darauf achten, dass sie nicht ungewollt ein Abo abschließen, Uwe Baltner vom Telekommunikationsportal «Xonio.com» in München. Aufpassen müssen auch Besitzer älterer Handys: «Auf denen laufen aktuelle Spiele oft nicht», warnt Anke Kirchner, Telekommunikationsexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Wer das zu spät feststellt, muss den gewünschten Titel unter Umständen trotzdem bezahlen.