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Biathlon Biathlon: Luck entlastet Trainer Ullrich

Von Uwe Jentzsch 07.04.2009, 14:52

Erfurt/dpa. - «Erhat mich nie angehalten, irgendwas zu schlucken, war auch nieanwesend, als ich die Tabletten genommen habe. Ob Frank Ullrich davonetwas wusste, weiß ich nicht. Bei mir hat er jedenfalls nie dieEinnahme kontrolliert», erklärte der mit elf Titeln erfolgreichstedeutsche Skijäger bei Weltmeisterschaften. Dagegen bleibt JürgenWirth, der einst auch vom heutigen Bundestrainer trainierte Staffel-Weltmeister von 1987, bei seiner Aussage, Ullrich habe die Einnahmevon DDR-Dopingpillen angeordnet und kontrolliert.

Der in Bad Berlebung lebende Wirth ist der einzige Belastungszeugefür eine Verstrickung Ullrichs ins DDR-Dopingsystem. Inzwischen hatder Deutsche Skiverband (DSV) eine Kommission eingesetzt, dienochmals Ullrichs angebliche Doping-Vergangenheit überprüfen soll.Derzeit studiert die Kommission die Akten und will sich auch umEinsicht weiterer Unterlagen bei der Stasi-Behörde bemühen.

Eine Anhörung Ullrichs, der vor den Olympischen Winterspielen 1992und auch danach mehrmals vom NOK überprüft worden ist, soll im Maistattfinden. Der Bundestrainer weist die seiner Meinung nachrufschädigenden Vorwürfe zurück. Er hat einen Rechtsanwaltbeauftragt, rechtliche Schritte dagegen zu prüfen und will sich erstdanach wieder äußern.

Luck, der 2004 seine erfolgreiche Laufbahn beendete, waren in derSaison 1987/88 die Pillen nach eigenen Angaben von MannschaftsarztArlt als erlaubte Mittel zur schnelleren Regeneration nach extremenTrainingsumfängen verabreicht worden. Auch Wirth hatte diemedizinische Abteilung als Pillenverteiler benannt, aber Ullrich eineBeteiligung unterstellt.

Wie Luck haben auch dessen ehemalige Oberhofer TrainingskollegenMatthias Jacob, Sven Fischer und Peter Sendel sowie der ZinnwalderDoppel-Olympiasieger Frank-Peter Roetsch erklärt, weder von Ullrichzu Doping aufgefordert oder kontrolliert worden zu sein, noch von ihmDopingpräparate erhalten zu haben. Der Zinnwalder Jens Steinigen, dersich geweigert hatte, Dopingmittel einzunehmen, will sich daranerinnern, dass Ullrich 1986 bei einem Gespräch teilweise zugegengewesen sei, als es um Doping-Einnahme ging. Ullrich gehörte abererst seit 1987 zum Trainerstab der DDR-Nationalmannschaft.

Als Steinigen 1992 gemeinsam mit Ricco Groß, Mark Kirchner undFritz Fischer olympisches Staffelgold in Albertville gewann, warUllrich Co-Trainer. «Ich gehe davon aus, dass meine Teamkollegen sosauber waren wie ich. Doping im Team gab es nach meiner Kenntnisnicht», erklärte Steinigen, der kurz nach der Wende wie Groß aus derDDR-Biathlonhochburg Zinnwald nach Ruhpolding wechselte undinzwischen als Rechtsanwalt in Traunstein arbeitet.

Auch Steinigens ehemaliger Zimmerkollege und 1988er OlympiastarterAndré Sehmisch erklärte, die zumeist weggeworfenen Dopingmittel vomMannschaftsarzt erhalten zu haben und betonte: «Da war Frank Ullrichnie dabei. Man darf ja nicht vergessen, dass es damals die großeRivalität zwischen Oberhof und Zinnwald gab. Da hat jede Truppemöglichst oft ihr Süppchen gekocht, ohne dass die anderen etwas davonerfahren haben.»