1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Biathlon: Biathlon: «Ich würde gern fliegen können»

Biathlon Biathlon: «Ich würde gern fliegen können»

01.03.2012, 20:13

Köthen/MZ. - Bei vielen Sportarten gibt es ein Ritual: Neulinge müssen zum Beispiel Bälle tragen oder Schuhe der Mitspieler putzen. Mussten Sie als Weltcup-Neuling die Gewehre von Magdalena Neuner und Andrea Henkel säubern oder deren Ski wachsen?

Hildebrand: (lacht) Nein, nein, das musste ich glücklicherweise nicht. Es gab nur diese eklige Tradition beim Weltcup in Muonio. Da musste ich diesen stinkenden Strömling essen.

Neben dieser Tradition: Ist denn der Weltcup der Zirkus?

Hildebrand: Mir ist erst nach und nach bewusst geworden, was da alles dazu gehört. Die vielen Fans, der Medienrummel. Wenn wir ins Ziel kommen, läuft man an vielen TV-Kameras vorbei. Wenn man gut war, wird man zum Interview herangewunken. War man nicht so gut, läuft man einfach ungefragt weiter. Wenn mich keiner zum Interview haben möchte, sage ich: Mensch, da bin ich aber heute enttäuscht. (lacht)

Sie waren vor ihrem Weltcupdebüt im November vor allem im Europacup aktiv. Was unterscheidet Welt- und Europacup?

Hildebrand: Das Technikerteam ist deutlich größer. Wir haben hier unseren eigenen Wachs-Truck. Das ist cool, da gehst du rein und da stehen deine ganzen Ski. Du sprichst mit den Technikern genau ab, wie die Ski präpariert werden sollen. Die Techniker geben auch Vorschläge. Das hilft. Im Europacup habe ich meine Ski meistens selbst präpariert. Neu ist auch der Reisestress. Ich würde gerne fliegen können, dann wäre ich schneller von einem Ort zum nächsten. Es nervt, dass wir so lange reisen müssen.

Bei dem ganzen Reisestress, der Vielzahl an Rennen und dem Training - ist da Platz für Freundschaften?

Hildebrand: Im Team verstehen wir uns gut. Auch mit den anderen Nationen ist es ein angenehmes Miteinander. Wir sind schon so etwas wie eine Biathlon-Familie. Die Französin Anais Bescont kenne ich beispielsweise schon sehr lange. Sie ist eine gute Freundin.

Bescont werden Sie auch in Ruhpolding wiedersehen, bei der WM auf Ihrer Hausstrecke. Was rechnen Sie sich aus?

Hildebrand: Ich möchte mein bestes Saisonergebnis erzielen. Also Platz eins bis fünf. Das wäre eine große Sache.

In welchem Rennen sehen Sie Ihre besten Chancen?

Hildebrand: Eigentlich im Einzel, doch es ist noch nicht raus, ob ich da starten werde. Es gibt nur vier Startplätze. Ich denke zwar, dass ich dabei bin, aber die letzte Entscheidung ist noch nicht gefallen. Im Sprint bin ich definitiv dabei und wenn ich da gut laufe auch in der Verfolgung. Im Sprint war ich in dieser Saison einmal Zwölfte und einmal Dreizehnte. Da will ich mich für die Staffel anbieten.

Und eine Medaille gewinnen?

Hildebrand: Ich denke schon darüber nach, aber nicht zu viel. Ich möchte bei den WM-Rennen das abrufen, was ich kann und dann ergibt sich das entsprechende Ergebnis daraus. Und dann liegt es natürlich auch an den Leistungen der anderen. Wenn Magdalena im Einzel nur einen Fehler schießt, dann wird sie schwer zu schlagen sein.